24. März 2012

Heute wird Martin Walser 85


Dieses Foto (für eine vergrößerte Ansicht bitte auf das Bild klicken) hat Elke Wetzig vor zwei Jahren aufgenommen; am 12. März 2010 auf dem Kölner Literaturfestival "lit.Cologne".

Es ist eine sehr gelungene Aufnahme: Walser, der Bonvivant mit dem Weinglas in der Hand. Walser, der Redner; ein Meister des gesprochenen ebenso wie des geschriebenen Worts. Die Geste der ausgebreiteten Hand - das ist aber nicht nur der Rhetor Walser, der etwas Gesagtes unterstreicht. Es ist auch die Geste des Erklärers, der dieser große Erzähler ja immer auch ist. Der Gesichtsausdruck zeigt Ernsthaftigkeit und Konzentration; aber auch einen Anflug von Ironie. Gleich wird Walser etwas Pointiertes sagen, einen Sachverhalt, eine Meinung auf den Begriff bringen.

Walser ist vielleicht der bedeutendste, ganz sicher der facettenreichste lebende Schriftsteller deutscher Sprache. Ein psychologischer, ein philosophischer, ein politischer Autor. Ein brillanter Stilist und zugleich ein realistischer Schriftsteller, der gesellschaftliche Verhältnisse und Befindlichkeiten schildert; so, wie das die großen Realisten des 19. Jahrhunderts gekonnt hatten. Ein Autor, der auch denen etwas zu sagen hat, die nach metaphysischer Tiefe suchen.

Ich habe mich mehrfach mit Martin Walser befaßt und möchte Sie einladen, das eine oder andere davon nachzulesen:
  • Zum 80. Geburtstag von Martin Walser (1): Walser und Walser; ZR vom 13. 3. 2007

  • Zum 80. Geburtstag von Martin Walser (2): Der Künstler und die Politik; ZR vom 20. 3. 2007

  • "Ein miserabler Roman" -"Ich werde Ihnen ins Gesicht schlagen". Reich-Ranicki vs. Walser, erste Runde. Heute erschien Band 3 von Walsers Tagebüchern; ZR vom 12. 3. 2010

  • Zitat des Tages: "Der Vorwurf des Antisemitismus ist der härteste überhaupt". Über persönliche Verletzungen im Literaturbetrieb; ZR vom 15. 3. 2010



  • Und hier noch ein weiteres Foto, ebenfalls von Elke Wetzig bei derselben Gelegenheit aufgenommen. Inzwischen war es offenbar kühl geworden; oder Walser hatte sich ein wenig heiser geredet.

    Auf diesem Foto sehen wir den anderen Walser: Statt leiser Ironie jetzt das breite spöttische Lächeln, das so bezeichnend für ihn ist; das Lachen des Weisen.


    ­
    Zettel



    © Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Foto: Foto: Elke Wetzig/CC-BY-SA. Unter Creative-Commons-Lizenz CC-by-SA-3.0 sowie GFDL – GNU-Lizenz für freie Dokumentation freigegeben.