6. März 2012

Zitat des Tages: "Ich war von der DDR ausgezeichnet worden". Beate Klarsfeld spricht vor einem Parteitag der Partei "Die Linke"

Ich möchte noch hinzufügen vielleicht, - Sie haben nun schon genug von mir gehört -, aber ich möchte noch mich, weil ich ja auch auf die Fragen ... gestellt wurden: Wie sehen Sie sich ihre Arbeit als Bundespräsidentin vor, ich meine aber - die Frage ist gestellt, ich werde es nicht werden (lacht), aber nun gut, aber dann möchte ich sagen: Ich bin sehr, ich habe von der DDR die Lambrakis-Medaille bekommen.

Sie wissen ja, Lambrakis und
(Name unverständlich) haben von der Akropolis die Hitlerfahne, die Hitlerfahne runtergerissen. Es waren mutige Männer, und ich war von der DDR für die Lambrakis-Medaille ausgezeichnet worden. Und deswegen ist es jetzt für mich sehr wichtig, daß wir es nicht zulassen als Europäer, daß das griechische Volk gedemütigt wird (lang anhaltender Beifall). Und ich wollte mich, ich sagte immer ich würde mich für ein moralisches, für ein moralisches Europa einsetzen.
Die Kandidatin der Partei "Die Linke" für das Amt des Bundespräsidenten, Beate Klarasfeld, am vergangenen Samstag auf dem Landesparteitag Mecklenburg-Vorpommern dieser Partei.

Kommentar: Ich habe diese Passage der Rede transkribiert (Sie finden die Stelle ab 16:00), weil sie ein Schlaglicht auf diese Kandidatur, auf diese Kandidatin wirft.

Die Rede von knapp 23 Minuten bestand fast nur aus einer Aufzählung der Verdienste Beate Klarsfelds - ihrer Aktionen, vor allem auch der Auszeichnungen, die sie erhalten hat oder für die sie vorgeschlagen wurde. Der zitierte Abschnitt ist der einzige Teil der Rede, in dem nicht von Klarsfeld und ihrem Kampf gegen Nazis und Faschismus die Rede ist; sieht man von der anschließenden Passage zur NPD ab, die aber auch in diesen Kontext gehört.

Auch zum Thema Griechenland vergißt sie nicht die Medaille, die sie bekommen hat. Diese Zentrierung auf sich selbst und auf ihr Lebenswerk ist das eine, das an dieser Rede auffällt. Klarsfeld versucht gar nicht erst, auf das Amt einzugehen, für das sie kandidiert; auf Themen, die sich aus dieser Kandidatur ergeben. Peter Sodann war im Vergleich damit ein hochpolitischer Kandidat.

Das zweite ist die Unbekümmertheit, mit der Klarsfeld von ihren Kontakten zur DDR spricht. Auch das durchzieht die ganze Rede. Sie erwähnt beispielsweise, wie sie und ihr Mann Unterstützung erhielten - "die erste Hand wurde uns von der DDR gereicht". Über Stasi-Akten geht sie mit dem Hinweis hinweg, ihr Mann habe in Potsdam NS-Akten studieren dürfen.

Diese Nonchalance gegenüber der DDR ist bemerkenswert angesichts dessen, was inzwischen über Klarsfelds enge Kooperation mit DDR-Stellen bekannt geworden ist; noch über das hinaus, was am Sonntag in der F.A.S. zu lesen gewesen war (siehe Wollte Beate Klarsfeld 1968 Geld vom SED-Regime?; ZR vom 4. 3. 2012).

Im aktuellen "Spiegel" (10/2012 vom 5. 5. 2012, S. 40) berichtet Peter Wensierski über Klarsfelds "Zusammenarbeit mit der DDR, die 1966 begann und erst 1989 endete". Zitiert wird der einstige Offizier des MfS Günter Bohnsack, der bei den Treffen mit Klarsfeld anwesend war "Wir waren die Detektive im Hintergrund, und 'Klara' war die Aktionistin." ("Klara" war der Deckname, den die Hauptverwaltung Aufklärung - HVA - des MfS, zuständig u.a. für Desinformation im Westen, für Klarsfeld benutzte).

Der HVA-Chef Wolff stellte eigens einen seiner Leute, den Historiker Dr. Ludwig Nestler, für die Zusammenarbeit mit Klarsfeld ab. Wensierski schreibt dazu:
Vom Stasi-Hintergrund ihrer Gesprächspartner, sagt Klarsfeld, habe sie damals nichts gewusst. "Ich traf mich mit Leuten, von denen ich annahm, sie seien Historiker mit Zugang zum Staatsarchiv der DDR."
Ist diese Naivität echt, ist sie gespielt? Wie auch immer - auch jetzt noch sieht es Beate Klarsfeld jedenfalls offenbar als unproblematisch an, daß sie damals wesentliche Unterstützung durch das MfS erhalten hat. Die DDR reichte ihr doch die Hand.



Beate Klarsfeld hat ihre Verdienste; wenngleich diese - wie im Fall Barbie - nicht ganz so bedeutend gewesen sein mögen, wie sie es gern darstellt. Ihr Denken scheint, jedenfalls heutzutage, hauptsächlich um diese ihre Verdienste zu kreisen. Im Amt des Bundespräsidenten kann man sie sich schwer vorstellen.

Sie selbst sich wohl auch nicht. Naivität - ob echt, ob gespielt - hat ja oft etwas Gewinnendes. Zum Ritual einer Kandidatur gehört es, daß man so tut, als könne man es auch werden. Die naive Beate Klarsfeld verweigert das und bemerkt lachend, sie werde "das nicht werden". Ich fand das sympathisch, wie überhaupt Klarsfeld in dieser Rede auf mich den Eindruck einer netten alten Dame machte, die mit Stolz auf ein Leben voller Erfolge zurückblickt.

Ihre Rolle ist diejenige der furchtlosen Nazijägerin. Sie spielt sie auch jetzt weiter, statt ins Rollenfach der Kandidatin zu wechseln. Daß sie als Bundespräsidentin eine Katastrophe wäre, dürfte sie selbst wissen. Schon wegen ihrer Unbeholfenheit in der freien Rede.

Teils liegt diese sicherlich daran, daß sie es nicht mehr gewohnt ist, deutsch zu sprechen. Wenn sie "Konferenz" sagt, meint sie "Vortrag" (frz. conference); wenn sie sagt, Menschen seien von der Polizei "brutalisiert" worden, dann meint sie "brutal behandelt" (frz. brutaliser).

Aber sie wirkte unabhängig davon fahrig und unkonzentriert. Die Rede begann sie mit "Liebe Freunde, liebe Grü... liebe Partei der Linken"; das Wort "Medaille" brachte sie in einem Fall trotz mehrer Anläufe nicht heraus und endete mit so etwas wie "Maille". Als Bundespräsidentin wäre sie in dieser Hinsicht ein zweiter Lübke.

Dieser freilich war von der DDR nicht unterstützt, sondern mit gefälschtem Material der HVA diffamiert worden; und auch seine angeblichen sprachlichen Fehlleistungen waren überwiegend erfunden gewesen (siehe Ist Christian Wulff ein zweiter Heinrich Lübke?; ZR vom 19. 12. 2011). Bei einer Bundespräsidentin Klarsfeld brauchte man, was sprachliches Ungeschick angeht, wohl nichts zu erfinden.­
Zettel



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