2. November 2012

Marginalie: Wie sich der Republikaner Chris Christie für Barack Obama begeistert. Und warum

Ich kann dem Präsidenten gar nicht genug danken für seinen persönlichen Einsatz und sein Mitgefühl.
Der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, nach dem Wirbelsturm "Sandy" über Präsident Obama (Meine Übersetzung; das Original finden Sie unten).

Kommentar: Das ist nur eine der Lobeshymnen, die der Republikaner Christie auf den demokratischen Kandidaten Obama gesungen hat; er nannte dessen Einsatz auch "wunderbar", "herausragend" und "sehr wichtig".

Diese Zitate kann man in einem Artikel von Liz Marlantes im heutigen Christian Science Monitor nachlesen, der die Sache auf den Punkt bringt:
... while Christie's recent praise of Obama may seem like yet another indirect slap in the face to Romney, we aren’t sure it will ultimately help the president all that much, either. Really, the one who is most likely to benefit from all the storm coverage is – not surprisingly – Christie himself.

... dieser jetzige Lobgesang Christies auf Obama erscheint wie ein weiterer indirekter Schlag in Romneys Gesicht. Wir sind aber nicht sicher, ob er am Ende andererseits dem Präsidenten so sehr nutzen wird. In Wahrheit ist derjenige, der wahrscheinlich am meisten von diesen Sturm-Berichten profitiert, Christie selbst; keine große Überraschung.
Der ausgebuffte Taktiker Chris Christie hat offenbar seine doppelte Chance erkannt: Durch ostentative Verbrüderung mit Obama sich selbst in Szene zu setzen und zugleich Mitt Romney zu schaden. Beides mit dem Ziel, daß nach einer Niederlage Romneys bei der jetzigen Wahl der Weg frei sein wird für einen Kandidaten Chris Christie im Jahr 2016.

Man wäre mit diesem Urteil vorsichtiger, wenn Christie nicht bereits auf dem Parteitag der Republikaner eine ähnliche Strategie hätte erkennen lassen.

Er war ausgewählt worden, die Hauptrede (keynote speech) zu halten, die auf einem solchen Nominierungsparteitag üblicherweise dazu dient, die Vorzüge des Kandidaten zu preisen. Christie hingegen pries seine eigenen Vorzüge und erwähnte Romney kaum; es sei die egoistischste Rede gewesen, die sie jemals erlebte habe, urteilte damals eine amerikanische Reporterin (siehe US-Präsidentschaftswahlen 2012 (32): Die Lage nach den beiden National Conventions. Versuch einer ; ZR vom 9. 9. 2012).

Wenn - was zu erwarten ist - Mitt Romney am kommenden Dienstag der Verlierer sein wird, dann wird daran nicht zuletzt die Illoyalität seiner eigenen Parteifreunde die Schuld tragen. Chris Christies Egoismus ist nur ein besonders eklatanter Fall.



Die zitierte Passage im Original:

"I cannot thank the president enough for his personal concern and compassion," Christie said in comments that seemed above and beyond the call of duty. Obama returned the praise.
Howard Kurtz gestern in The Daily Beast.
Zettel



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