8. April 2013

Eine etwas andere Politikerin


Freiheit zu fordern, ist ein Anspruch der niemandem ernsthaft streitig gemacht wird. Schon gar nicht in einer offenen Gesellschaft.
Sich die Freiheit zu nehmen und zu handeln, ohne den Anspruch etwas darauf zu geben, ob jemand dies einem streitig machen will, braucht viel mehr als nur Mut.

Margaret Thatcher war eine Frau, die das verkörperte was sich viele Wähler von Politikern wünschen, aber selten erleben werden. Kaum ein Politiker will für seine Ziele die Missgunst breiter Wählerschichten riskieren. Im Fall der Eisernen Lady kann man sagen: herausfordern.
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Sie war der wahr gewordene Wunsch der Wähler von einem durchsetzungsstarken Politiker. Einer, der für seine Überzeugungen kämpft, sie auch gegen die Parteifreunde vertritt und eben nicht an seine Wiederwahl denkt. Solche Politiker verändern ihr Land, sie brechen die Strukturen auf, welche meist für eine um sich greifende Lethargie verantwortlich sind.
Ein Politiker, den sich beinahe jeder wünscht, aber wenn er dann da ist, kaum noch jemand mehr haben will.


Margaret Thatcher dachte wohl wie solch ein Wähler - was den Wunsch anbelangt. 
Sie war nicht nur damit in ihrer Partei eine Aussenseiterin, das wäre sie vermutlich auch in jeder anderen Partei gewesen. Sie blieb es, bis zum Schluss. Als diese, "ihre" Partei, sie nicht mehr ertragen konnte.
Nur, was sie in ihrem Land änderte und wofür sie am meisten gehasst wurde, ist weder von Labor noch von Tory geändert worden. 

Man war froh, dass jemand den Job gemacht hatte, für den allen anderen fehlte, was sie in Diskussionen als essentiell ansahen:
Dass die Politik von Repräsentanten des Volkes mitbestimmt wird und nicht von Repräsentanten gesellschaftlich relevanter Gruppen, wie den Gewerkschaften. 

Diese waren Ende der 70er durch die hohe Staatsquote mächtig genug, um auf eine Art und Weise mitzubestimmen, die das Land an den wirtschaftlichen Abgrund brachte. 
Eine Entwicklung übrigens, die von Friedrich August von Hayek vorhergesehen wurde. Sein Buch "Der Weg in die Knechtschaft" war als Appell an die britische Gesellschaft gedacht und als Hinweis, dass die nationalsozialistische Diktatur nicht in den Genen der Deutschen ihre Wurzeln hat. Hayek setzt sich darin mit der Theorie des dritten Weges auseinander und seinem unweigerlichen Ende im Sozialismus. 

In Deutschland sind viele sehr stolz auf unseren dritten Weg und wie er funktioniert. Vergessen die Zeiten hoher Arbeitslosigkeit, ihre Ursachen und welche Reformen der Sozialsysteme eine Besserung brachten. 
Deutschland ist nicht Großbritannien und schon gar nicht das vor Margaret Thatcher. Wir kennen keine politischen Generalstreiks, keine Anführer wie Arthur Scargill und keine verstaatlichte Automobilindustrie. 

Aber es gibt Parteien in Deutschland, die sehr unzufrieden darüber sind.
Wen es also interessiert wie es sich anfühlt, wenn die "Industriegesellschaft modernisiert" oder "transformiert" wird und Schlüsselindustrien verstaatlicht werden, werfe einen historischen Blick auf das Großbritannien der 70er und vielleicht auch einen mehr auf das Buch von Friedrich August von Hayek, das diese bemerkenswerte Politikerin, Margaret Thatcher, so sehr schätzte.


Erling Plaethe



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