26. Mai 2013

Fußballpazifismus

Ich sehe selten fern, noch seltener Sport. Und schon gar nicht die Eröffnungsshows vor großen Sportereignissen. Die sind oft nur Kitsch mit Massenszenen, irgendeine Inszenierung von Frieden, Freude, Eierkuchen. Dann doch lieber ein gutes Buch lesen.

Es sei die Eröffnungsshow wird von Engländern gemacht. Dann wird das durch guten britischen Humor aufgelockert, das ist immer sehr kreativ. Man denke da nur an die Olympia-Eröffnung 2012 mit der Kurzdarstellung der britischen Geschichte, hervorragend choreographiert, mit den Auftritten von Mister Bean und James Bond.

Auch die Eröffnung des Champions-League-Finale gestern war originell. Da ließen die Briten zwei mittelalterliche Heere gegeneinander antreten. Erst die Langbogenschützen, dann die Fußkämpfer mit Axt und Schwert. Gekleidet in den Farben der beiden Mannschaften des Abends, Dortmund gegen München.

Da sind Weihnachtswünsche geboren worden. Die 80.000 Fans im Stadion und viele mehr vor den Fernsehen werden sich gesagt haben: So einen Schild mit dem Wappen meines Vereins, den will ich zu Weihnachten.

Und dann noch der Auftritt des alten Recken Paul Breitner im silbernen Harnisch, der mit einem englischen Kollegen zusammen die große Trophäe auf dem Ehrentisch platzierte - wie die Siegesprämie eines Ritterturniers.

Gut, Rüstungen und Waffen sahen deutlich nach Plastik und Kindergeburtstag aus. Der Harnisch Breitners hätte eher zu napoleonischen Zeit gepaßt als ins Mittelalter. Und wenn die englischen Truppen im Mittelalter eine so lausige Schlachtformation geboten hätten wie ihre Nachfahren im Stadion - da hätten sie wohl keine Schlacht gewonnen.
Aber was solls, es geht um den Spaß.

Aber Spaß darf natürlich nicht sein. Jedenfalls nicht für deutsche "Qualitätsmedien". Igitt, Waffen - wenn auch aus Plastik. Es wird nicht mit Wattebäuschchen geworfen. Das kann doch nur die Jugend verderben.
Und wie gemein etwas kriegerisches zu inszenieren, nur weil die Deutschen im Finale sind.

Was natürlich Unsinn ist: Die Inszenierung wird schon seit vielen Wochen geplant, da waren die Finalisten noch völlig unbekannt. Nur die Farben auf den Schilden sind erst in den letzten Tagen aktualisiert worden.

Und auch sonst ein lächerlicher Kommentar. Fußball und ähnliche Sportarten sind domestizierter Krieg, auch das macht ihren Reiz aus und deswegen fiebern die Fans mit ihrer Mannschaft.
Das in der Eröffnungsfeier ironisch darzustellen mag zwar für Gutmenschen nicht ertragbar sein - aber wer Humor hat, wird es schätzen.

R.A.

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