29. Mai 2016

Eine Torte kommt selten allein

Eigentlich sind Torten ja nun nicht gerade der wichtigste Augenmerk der Politik und angesichts dessen in welcher Verfassung dieses Land derzeit ist, gibt es mit Sicherheit auch deutlich wichtigeres. Da ich aber vor einigen Wochen schon einmal eine kurze Anmerkung zu einer Torte verfasst habe, kann ich diese Torte ja nun schlecht ignorieren.
Diesmal hat es also nun Sarah Wagenknecht erwischt, die -in linker Leseart gesprochen- getortet worden ist, offensichtlich verkommt das Werfen von Lebensmitteln in Gesichter von Menschen, deren Meinung einem nicht passt, langsam zur Form der politischen Auseinandersetzung in bestimmten Spektren. Selbstredend gelten für Sarah Wagenknecht die selben Anmerkungen, die ich auch schon in meinem früheren Beitrag schrieb: Es ist eine recht billige Aktion, die sich vor allem gegen Menschen richtet, bei denen man nicht mit einer Gegenwehr rechnen muss, bzw. deren Gegenwehr man derart übersichtlich einschätzt, dass sie einem noch nutzen kann.
Allerdings gibt es dieses mal eine interessante zusätzliche Anmerkung beizutragen. Denn der Co-Fraktionsvorsitzende der SED, Dietmar Bartsch, gab folgendes an die Bild Zeitung zu Protokoll: "Das war ein Schock. Keiner wusste, ob in der Torte Scherben oder etwas anderes war. Das hat nichts mit links zu tun. Das ist menschenverachtend und asozial. Ein Mann, der das bei einer Frau macht, ist besonders verachtenswert.“
Diese Sätze sind für sich ein eigenes Sahnestück. Denn man wird sich verwundert fragen, warum man diese Sätze, und gerade den letzten Satz, erst jetzt von Herr Bartsch zu hören bekommt. Wo war denn sein Urteil der Verachtung als es den politischen Gegner erwischte, der nur eben vielleicht nicht das angenehme Äussere von Frau Wagenknecht inne hatte, aber eben auch eine Frau war? Oder möchte er damit zum Ausdruck bringen, dass er "Rechte" ohnehin nicht für Menschen hält und somit ein Wurf auf solche "Kreaturen" auch nicht menschenverachtend sein kann? Vielleicht etwas weit gesprungen, aber ich finde es schon erstaunlich mit welcher Selbstverständlichkeit sich Herr Bartsch hier als holden Ritter zur Verteidigung der armen Frauen aufschwingt, während nichts davon bekannt ist, dass er das bei der vorhergehenden Gelegenheit zu nutzen wusste.  
Auch der Satz "das hat nichts mit links zu tun" erinnert nicht nur ein bissel an die Standardfloskel, was alles "nix mit nix zu tun hat". Nur kann man hier mal klar konstatieren: Doch, Herr Bartsch, das hat sogar mit genau links zu tun. Nicht nur das die Werfer (beider (!)) Torten dem linken Spektrum zuzuordnen sind, nein auch der Hang zur Gewalt als legitimes Mittel der politischen Auseinandersetzung, ist tief im linken Spektrum eingegraben. 
Es ist nicht die AfD, die sich Strassenschlachten mit der Polizei liefert, es ist auch nicht die AfD, die Parteibüros regelmäßig "entglast" und es ist auch nicht die AfD, die regelmäßig gewaltstrotzende "Gegendemos" veranstaltet, um den politischen Gegenüber daran zu hindern seine Meinung zu äussern. Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung ist im linken Spektrum derart normal geworden, dass sie eigentlich schon nicht einmal mehr besonders auffällt. Außer sie richtet sich mal gegen die eigenen Leute ("Mann beisst Hund" ist eben immer noch die interessantere Schlagzeile).
Wer das übrigens mal etwas detaillierter im aktuellen Fall nachlesen will, liest vielleicht diesen Artikel.
Die Afd übrigens, ob ehrlich oder nicht, hat die Situation wesentlich geschickter für sich zu nutzen gewusst. Frau von Storch war so clever einen Tweet abzusetzen, in dem sie den Wurf auf Frau Wagenknecht ebenso scharf verurteilt wie den auf sich selbst.
Herr Bartsch wäre gut beraten gewesen entweder etwas ähnliches zu heucheln oder schlicht (die weit bessere Versuon) die Klappe halten sollen.


Llarian

© Llarian. Für Kommentare bitte hier klicken.