6. März 2007

Marginalie: Zwei Interviews. Oder: Quod licet Jovi ...

Aus der Passauer Neuen Presse vom 6.3.2007; interviewt wurde die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach:
Frage: Das deutsch-polnische Verhältnis ist zur Zeit nicht frei von Spannungen. Wo sehen Sie die Ursachen dafür?

Erika Steinbach: Auf polnischer Seite hat man zur Zeit offenbar keinerlei Interesse daran, das Verhältnis zu Deutschland zu entspannen. Im Gegenteil! Das ist sehr tragisch. Wir müssen dies von deutscher Seite gelassen beobachten und hoffen, dass es sich irgendwann wieder verbessert. Die Parteien, die in Polen regieren sind mit den deutschen Parteien Republikaner, DVU und NPD vergleichbar. Da kann man nicht allzu viel erwarten. Die vielen Gesten von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Richtung Warschau werden dort offenbar nicht wahrgenommen. Im deutsch-polnischen Verhältnis liegt zur Zeit einiges im Argen, unabhängig vom Thema Vertreibung.
Aus dem "Spiegel" vom 12.2.2007; interviewt wurde der Historiker und frühere polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski:
Frage: Herr Professor, Ihrem Land geht es eigentlich gut. (...) Dennoch vergeht keine Woche ohne Skandal, Stasi- Affären oder Tiraden gegen Deutschland. Was ist los?

Wladyslaw Bartoszewski: Das fragen sich auch viele Polen. Aus der Wahl im Herbst 2005 gingen zwei Parteien des Zentrumas als Sieger hervor: die rechtskonservative PiS der Kaczynskis und die eher liberale Bürgerplattform. (...) Diese Parteien streiten untereinander mehr als mit den Postkommunisten. Die PiS hat sich dann auf dem rechten Rand Unterstützung gesucht - das ist, als würde die CSU mit der NPD zusammen regieren.



Hervorhebungen von Zettel.

Erika Steinbach ist für ihren Vergleich mit der NPD heute mit Kritik überzogen worden. Sie "beleidige" polnische Regierungsparteien, titelt im Augenblick zum Beispiel Welt-Online.

Negative Kommentare zu der Feststellung von Professor Bartoszewski sind bisher nicht bekanntgeworden. Sie wären auch ganz unberechtigt gewesen, denn natürlich hatte er Recht. Wie Erika Steinbach.