6. April 2007

Präsidentschaftswahlen in Frankreich: C'est joué

Seit fünf Wochen habe ich hier ziemlich regelmäßig über den französischen Präsidentschafts- Wahlkampf und über die Umfrage- Ergebnisse berichtet. Jetzt scheint es mir, nachdem ich die Umfragen täglich verfolgt habe, nicht mehr allzu riskant, eine Prognose zu wagen:

Wenn nicht noch etwas ganz Überraschendes passiert, dann wird Sarkozy im ersten Wahlgang ungefähr 30 Prozent bekommen. Ségolène Royal wird mit ungefähr 25 Prozent zweite werden. François Bayrou wird achtbare 18 Prozent erhalten, ungefähr. An ihrer Rangfolge jedenfalls hat sich seit Wochen nichts geändert; und die Abstände sind inzwischen ausgeprägter als Mitte März, als Bayrou an Royal herangerückt gewesen war.

Am Unsichersten ist das Abschneiden des Vierten im Bunde, Le Pen. Er liegt im Augenblick ziemlich stabil bei ungefähr 13 Prozent. Aber das sind natürlich, wie die anderen auch, gewichtete Daten. Die Rohwerte für ihn liegen sehr viel niedriger. Nur bekennen sich viele Anhänger der Rechtsextremen nicht zu ihrer Präferenz oder verweigern überhaupt ein Interview; also korrigiert man die Rohdaten im Licht der Erfahrung. Das kann gut gehen oder auch nicht.

Im zweiten Wahlgang werden mehr Wähler von Le Pen und mehr Wähler von Bayrou sich für Sarkozy als für Royal entscheiden. Diese wird zwar die Stimmen der Linksextremen bekommen, aber das wird das nicht aufwiegen.



Der nächste französiche Präsident wird also, das ist jetzt meine Vorhersage, Nicolas Sarkozy sein.

Ist das gut für Frankreich, für Europa?

Er ist kein Sozialist; das ist schon einmal sehr gut. Frankreich wird nicht in die Stagnation der Mitterand- Zeit und der Jahre der Cohabitation zurückfallen.

Sarkozy hat längst nicht das persönliche Profil, das Bayrou auszeichnet. Er ist nicht wie dieser ein Selbstdenker, sondern ein geschmeidiger Karrierist. Ein intelligenter, gewandter Verkäufer seiner selbst.

Aber er ist auch ein Atlantiker. Für französische Verhältnisse vielleicht sogar ein wenig liberal. Er hat eine klare Linie zur Bekämpfung des Verbrechens.



Also, schlechter als jetzt wird es mit ihm nicht werden. Vielleicht sogar besser.

Wichtig für uns wird natürlich sein, wie gut er mit Angela Merkel zusammenarbeiten kann. Mit Bayrou wäre das vermutlich leichter gewesen. Aber immerhin bleibt es nun Angela Merkel erspart, sich mit Jeanne d'Arc anfreunden zu müssen.

Falls ich mich nicht irre. Was gut möglich ist, denn die Franzosen neigen dazu, den sondages ein Schnippchen zu schlagen.