29. April 2007

Randbemerkung: Warum führt Bayrou einen "Dialog" mit Royal?

Wer sich die gestrige Debatte zwischen Bayrou und Royal anhören will, findet sie auf der WebSite des Senders RMC. Nein, es sei keine Debatte, sagte Ségolène zu Beginn, sondern vielmehr ein Dialog.

Jedenfalls ging man freundlich miteinander um; wenn auch Bayrou in der Sache hart blieb und vor allem die unheilvolle Neigung der Sozialisten kritisierte, den Problemen mit immer noch mehr Staat zu Leibe zu rücken.



Warum Royal diesen "Dialog" wollte, liegt auf der Hand - schon daß er stattfand, könnte ihr Wähler aus dem Lager Bayrous zugeführt haben. Aber warum wollte ihn Bayrou?

Es wird immer wieder gemutmaßt, er wolle unter einer Präsidentin Royal einen Koalition mit den Sozialisten eingehen, in der er Premierminister werden könnte.

Ich halte das für absurd. Erstens, weil er es kategorisch dementiert hat; und Bayrou sagt nichts, was schon kurz danach Makulatur ist.

Zweitens und vor allem aber, weil das seiner gesamten Strategie entgegenliefe. Diese ist - ich werde darauf noch in einem späteren, etwas detaillierteren Beitrag eingehen - darauf gerichtet, in Frankreich deutsche oder amerikanische Verhältnisse zu schaffen. Also das Gegenüber eines Lagers der linken Mitte und der rechten Mitte; während die Extremisten beider Seiten aus dem politischen Prozeß ausgeschlossen bleiben. Das ist unbedingt nötig, wenn Frankreich ein modernes Land werden soll.

Seine Strategie hat am Mittwoch, nach Bayrous Pressekonferenz, im Sender LCP ein Politologe auf eine treffende Formel gebracht: Embrasser pour mieux étouffer. Frei übersetzt: Durch Umarmung ersticken.

Bayrou, sagte dieser Politologe, rechnet damit, daß Sarkozy gewinnt. (Alles andere wäre in der Tat ein Wunder). Je mehr er sich jetzt nach links orientiert, umso besser kann er dann, wenn die Rechte regieren wird, die Führung der Oppostion übernehmen.

Bayrou will, davon bin ich seit langem überzeugt, die heutige, mit den Kommunisten verbündete, dogmatische, freiheits- und marktwirtschaftsfeindliche, etatistische Linke durch eine moderne linke Mitte ersetzen.

Wenn das gelingt - und wenn Sarkozy die Modernisierung der französischen Rechten gelingt - , dann kann Frankreich fit werden für das 21. Jahrhundert.

Mit der jetzigen, von den Kommunisten abhängigen Linken und mit der jetzigen, von gaullistischer Ideologie durchsetzen und von den Wählern der Rechtsextremen abhängigen Rechten kann es das nicht.