2. Mai 2007

Präsidentschaftswahlen in Frankreich: Aus eigener Kraft kann Royal nicht mehr gewinnen

Zwei heute veröffentlichte Umfragen bestätigen die Analyse, die gestern hier zu lesen war.

Das Institut BVA hat bei seiner letzten Umfrage 52/48 für Sarkozy gemessen, das Institut Ipsos 53,5/46,5. Bei Ipsos eine minimale Verbesserung für Sarkozy, bei BVA eine miminale Verbesserung für Royal. Alles also im Zufallsbereich. Daran, daß Sarkozy seit Monaten führt, hat sich nichts geändert.

Interessanter sind aber die Wählerbewegungen, die BVA gemessen hat. Sie sind so, wie es in dem verlinkten Beitrag vermutet worden war:
  • 49 Prozent der Bayrou- Wähler wollen jetzt Royal wählen; ein Zuwachs von 9 Prozentpunkten.

  • Zugleich hat aber Royal bei der extremen Linken verloren. Nur noch 58 Prozent der Wähler des Trotzkisten Besancenot und nur noch 50 Prozent der Wähler der Trotzkistin Laguiller wollen Royal wählen - ein Rückgang um 4 bzw. 12 Prozentpunkte.

  • Und drittens hat Royals Wendung zur Mitte offenbar auch rechtsextreme Wähler dazu veranlaßt, jetzt vermehrt Sarkozy zu wählen. Das wollen jetzt 60 Prozent, ein Zuwachs von 11 Prozentpunkten
  • Bayrous Manöver, mit Royal anzubändeln, war also - soweit bis jetzt zu sehen - aus Bayrous Sicht ein voller Erfolg: Es hat Bayrous eigene Position als künftiger Oppositionsführer gestärkt, unter dem Strich aber Royal nicht geholfen.



    Heute Abend gibt es das "Duell" zwischen Sarkozy und Royal. (Beginn 21 Uhr. Ab 20.45 läuft dazu die Sendung von LCP; bei TV5 Monde beginnt die Sendung um 21.00 Uhr). Das könnte theoretisch alles noch im letzten Moment kippen.

    Aber nur dann, wenn Sarkozy grobe Fehler macht (sich zum Beispiel arrogant darstellt; seine intellektuelle Überlegenheit gegenüber Royal allzu sichtbar macht; eine größere Wählergruppe durch eine unbedachte Äußerung verprellt; gar etwas sagt, was man ihm als machohaft auslegen könnte).

    Royal ist in der Situation eines Bundesliga- Vereins, der aus eigener Kraft den Abstieg nicht mehr verhindern kann. Es bleibt die Hoffnung auf Fehler des Konkurrenten.