4. Juli 2007

Marginalie: Ärzte als Mörder

In den Nachrichten von France 24 wurde eben gemeldet, daß von den acht des Terrorismus Verdächtigen, die von den britischen Behörden festgenommen wurden, nicht weniger als sieben Mediziner seien.

Die Zahlen schwanken, noch ist niemandem etwas nachgewiesen. Aber seltsam ist das schon, nicht wahr?

Als ich die Zahl verifizieren wollte, bin ich auf diesen Artikel von Hans Leyendecker in der aktuellen "Süddeutschen" gestoßen, der ein wenig im Archiv gewühlt hat, um andere Beispiele für terroristische, mörderische Ärzte zu finden.

Schon im zaristischen Rußland gab es sie, so erfährt man dort; und auf Che Guevara weist Leyendecker zu Recht auch hin.



Auf den ersten Blick seltsam - wie kann jemand, der einen Eid geleistet hat, niemandem von seinen Patienten zu schaden, sich sozusagen im Privatleben als Massenmörder betätigen?

Vielleicht aber doch nicht ganz so unverständlich. Der Arzt Mengele ist da vielleicht ein erhellendes Beispiel:

Viele, sehr viele Ärzte sind ja auch Zyniker. Sie erleben ständig Leid und Sterben. Sie erleben, wie sie tief ins Leben von Menschen eingreifen können. Sie erleben eine ungeheure Macht. Es ist nur eine Frage, wozu sie sie nutzen, diese Macht.

Mengele war in seiner eigenen Sicht kein Bösewicht. Er hat mit Menschen experimentiert, um der guten Sache willen, so sah er das wohl. So, wie er sie verstand, in seinem pervertierten Denken, die "gute Sache".

KZ-Ärzte haben Menschen unmenschlichem Leid in Unterkühlungs- Experimenten zugefügt, um dadurch deutschen Soldaten zu helfen, die in Rußland kämpften. So haben sie das "gerechtfertigt".

Exakt das hat Ché Guevara getan, als er loszog, um in Bolivien Menschen zu töten. Er wollte dort ein blutiges Gemetzel entfachen, weil er wirre Ideen vom Glück der Menschen im Kopf hatte, wie Mengele.

Exakt das dürften die jetzigen Verdächtigen gedacht haben - falls sich der Verdacht gegen sie bestätigt. Sie waren dann, als Ärzte, entschlossen, Menschen zu verbrennen, zu zerfetzen, ihnen ungeheures Leid zuzufügen. Um der "guten Sache" willen, wie Mengele, wie Guevara.

Wer als Arzt ständig Leid und Tod erlebt, der kann offenbar leicht ethisch entgleisen, zum Verbrecher werden.



Kann man solche Menschen noch zur Vernunft, zur Ethik bringen? Ich glaube nicht. Sie sind pervers geworden, sie folgen einer perversen Logik.

Mit einem wie Mengele, mit einem dieser islamistischen Verbrecher zu diskutieren - das erscheint mir vollkommen sinnlos. Ein rationaler Diskurs ist nur mit dem möglich, der eine, sagen wir, Grundsubstanz an Menschlichkeit hat.

Wer seine Energie darin investiert, unschuldige Menschen bestialisch zu ermorden, möglichst viele Menschen, dem fehlt diese Grundsubstanz. Auch wenn er Arzt ist. Gerade, wenn er Arzt ist.

Er hat, vermutlich, wie gesagt seine eigene Ethik. Aber es ist die eines Psychopathen.

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