9. März 2008

Marginalie: Warum (unter anderem) heute die Linke in Frankreich und in Spanien (wahrscheinlich) siegen wird

Heute finden in Frankreich Kommunalwahlen statt, und in Spanien wird ein neues Parlament gewählt.

Es ist wahrscheinlich, daß in beiden Ländern die Linke siegt, möglicherweise sogar spektakulär.

Bei der Bewertung der Wahlergebnisse sollte man zwei Fakten im Auge haben:
  • In Frankreich wollen laut einer aktuellen Umfrage des Instituts Ifop (3. bis 5. März) 21 Prozent der Befragten mit ihrer Stimmabgabe "Sarkozy einen Denkzettel erteilen" (sanctionner Sarkozy). Das Ergebnis wird also weniger das Kräfteverhältnis zwischen Links und Rechts widerspiegeln als die Unzufriedenheit mit einem von den Franzosen zunehmend verachteten Präsidenten, dessen Popularität sich "en chute libre" befindet, im freien Fall.

  • In Spanien stehen die Wahlen, wie vor vier Jahren, unter dem Zeichen eines Attentats. Gewiß eines Attentats von einer ganz anderen Größenordnung als damals der Anschlag auf die U-Bahn in Madrid; aber wieder eines, das den Sozialisten bei den Wahlen zugutekommen wird.

    Die Tochter Sandra des ermordeten sozialistischen Politikers Isaías Carrasco erklärte: "Quiero agradecer el apoyo de los socialistas. Mi padre murió por defender la libertad, la democracia y las ideas socialistas. (...) Yo, mi madre, todos iremos a votar. Los que quieran solidarizarse con nuestro dolor, que acudan masivamente a votar el domingo". Sie danke für den Beistand der Sozialisten. Ihr Vater sei für die Verteidigung der Freiheit, der Demokratie, der sozialistischen Ideen gestorben. Sie, ihre Mutter, sie alle würden wählen gehen. Alle, die sich mit ihrem Schmerz solidarisieren wollten, sollten am Sonntag in Massen zur Wahl kommen.
  • Gestern habe ich übrigens eine Wiederholung der zweiten TV-Debatte zwischen Zapatero und seinem Herausforderer Mariano Rajoy gesehen. Es war eine Debatte von einer Schärfe, wie sie in den USA undenkbar wäre und wie sie auch in Deutschland kaum je zwischen zwei Kandidaten vorgekommen ist - mit ständigen Beschuldigungen, der andere würde lügen, mit ganzen Bergen von Zahlen, die sie als Grafiken präpariert hatten und mehr oder weniger geschickt in die Kamera hielten.

    Rajoy wirkte nervös und unkonzentriert, Zapatero kühler und beherrschter; seine Angriffe waren nicht weniger persönlich verletztend, aber eleganter als die von Rajoy. Stierkämpfer gegen Boxer.

    Wenn ich in Spanien zu wählen hätte, würde ich keinem der beiden Caballeros, die sich gar nicht als solche aufführten, meine Stimme geben.

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