10. Juni 2008

Marginalie: "Italien wird die Vorrunde nicht überstehen". Prognostizierte ein Experte vor der EM

In Frankreich ist vor der EM ein kleines (134 Seiten; 5,90 Euro) Büchlein erschienen, das den Ablauf des Turniers vorhersagt.

Scharlatanerie? Dummenfängerei? Der Autor, Geoffroy Garétier, ist immerhin Leitender Redakteur der größten französischen Sportzeitschrift L'Équipe. Titel des kleinen Werks: "C’est joué d’avance"; frei übersetzt: "Das Spiel ist schon gelaufen".

Vor der letzten WM hatte Garétier richtig vorhergesagt, daß Brasilien im Viertelfinale ausscheiden und daß Italien ins Endspiel kommen würde.

Warum wird Italien in der Vorrunde ausscheiden? Darum:
Mais pourquoi éliminer si tôt les Italiens vainqueurs de la coupe du Monde 2006 ? Parce qu’une ... loi statistique veut que la Squadra Azzura n’atteigne les sommets que tous les douze ans (finaliste du Mondial 1970, vainqueur en 1982, finaliste en 1994, victorieuse en 2006) et qu’ensuite, suivant en cela son tempérament latin, elle s'abandonne aux délices de la victoire et dégringole victime de sa suffisance.

Aber warum ein so frühes Ausscheiden der Italiener, die doch erst 2006 Weltmeister wurden? Weil ein ... statistisches Gesetz besagt, daß die Squadra Azzura nur alle zwölf Jahre den Gipfel erreicht (1970 im Endspiel der Weltmeisterschaft, Weltmeister 1982, Endspielteilnehmer 1994, Sieger 2006), und weil sie anschließend, in dieser Hinsicht ihrem lateinischen Temperament folgend, sich den Wonnen des Siegs hingibt und zurückfällt, Opfer ihrer Selbstzufriedenheit.
Wer Garétier gelesen hat, der brauchte sich also gestern Abend nicht zu wundern, als die Niederländer die Italiener abservierten; das war für ihn nur logisch.

Und wer wird laut Garétier Europameister? Natürlich die Deutschen. Begründung: Sie steigern sich, so hat Garétier es beobachtet, dann noch einmal, wenn sie es zuvor knapp nicht geschafft hatten.

Und 2006 hatte Deutschland es ja bekanntlich knapp nicht geschafft. Ergo: "La Nationalmannschaft est programmé pour vaincre", die deutsche Nationalmannschaft sei auf den Sieg programmiert.



Natürlich weiß auch Garétier, daß aus solchen Überlegungen nur Aussagen über Wahrscheinlichkeiten ableitbar sind.

Also läßt er zur Sicherheit noch dies vom Stapel: "Tout ce qui appartient au passé s’est produit. Rien ne garantit que ce qui relève du futur se produira." Alles Vergangene habe stattgefunden. Nichts garantiere, daß etwas in der Zukunft Liegendes stattfinden werde.

Da zumindest hat er unzweifelhaft recht, unser Autor.



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