9. Januar 2009

Marginalie: Wie wirken sich Steuersenkungen auf das Konsumverhalten aus? Nicht so, wie die SPD behauptet. Seit gestern ist das nachgewiesen

Die SPD ist bekanntlich gegen Steuersenkungen als Mittel zum Ankurbeln der Konjunktur. Sie begründet das u.a. mit einem Argument, das seit Wochen geradezu gebetsmühlenartig wiederholt wird. Hier ist eine Passage aus einer ddp-Meldung vom 29. Dezember 2008, die darüber berichtet, wie Matthias Platzeck dieses Argument verwendete:
Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) hat Forderungen der CSU nach schnellen Steuersenkungen zur Konjunktur- Belebung zurückgewiesen. Der Teil der Bevölkerung, der zusätzliches Geld ausgeben würde, zahle keine Steuern, würde also leer ausgehen, sagte Platzeck unter Hinweis auf ALG-II- Empfänger, Geringverdiener und den Großteil der Rentner in einem am Montag vorab veröffentlichten Interview der Zeitschrift "Super Illu". Zudem sei bei dem Teil der Bevölkerung, der tatsächlich entlastet würde, die Neigung groß, das zusätzliche Geld zu sparen.
Woher wissen Platzeck, Müntefering und Genossen eigentlich, daß das so ist?

Sie wissen es gar nicht. Denn es ist nicht so. Das Gegenteil ist der Fall.

Gestern wurde der Deutschlandtrend Januar 2009 publiziert; eine Umfrage von Infratest dimap im Auftrag der ARD und der FR. Wenn Sie dort auf Bild 3 klicken, dann finden Sie die Antworten auf die folgende Frage:
In der Politik wird dieser Tage über Maßnahmen beraten, mit denen die Konjunktur gestützt und die Krise der Wirtschaft abgemildert werden soll. Wenn Sie durch das Konjunkturpaket der Bundesregierung im nächsten Monat mehr Geld hätten, was würden Sie mit dem Geld machen? Würden Sie es vor allem
  • erstmal sparen
  • ausgeben für Anschaffungen
  • ausgeben für Lebensunterhalt
  • fürs Alter zurücklegen
  • Die Antworten werden in der Grafik nach Einkommensklassen aufgeschlüsselt; eine untere (Netto- Haushaltseinkommen unter 1500 Euro), eine mittlere (1500 bis unter 3000 Euro) und eine obere (über 3000 Euro).

    Ergebnis:

    Sparen wollten in der unteren Einkommensgruppe 33 Prozent, in der mittleren 38 Prozent und in der oberen 34 Prozent.

    Das Geld für das Alter zurücklegen wollten in der unteren Einkommensgruppe 19 Prozent, in der mittleren 16 Prozent und in der oberen 9 Prozent.

    Das Geld für Anschaffungen ausgeben wollten in der unteren Einkommensgruppe 15 Prozent, in der mittleren 21 Prozent und in der oberen 36 Prozent.

    Das Geld für den Lebensunterhalt ausgeben wollten in der unteren Einkommensgruppe 27 Prozent, in der mittleren 20 Prozent und in der oberen 16 Prozent.

    Das Geld nicht ausgeben (sparen, fürs Alter zurücklegen) wollten also in der unteren Einkommensgruppe 51 Prozent, in der mittleren 54 Prozent und in der oberen 43 Prozent.

    Das Geld ausgeben (für Anschaffungen oder Lebensunterhalt) wollten in der unteren Einkommensgruppe 42 Prozent, in der mittleren 41 Prozent und in der oberen 52 Prozent.


    (Die Prozentwerte addieren sich nicht zu 100, weil offenbar nicht alle Befragten sich für eine der Alternativen entschieden).



    Klarer kann eine politische Behauptung nicht widerlegt werden. Man darf gespannt sein, ob die SPD dieses "Argument" jetzt zurückzieht oder es weiter verwendet.



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