7. Januar 2009

Zitat des Tages: "Dieser Krieg wird erst vorüber sein, wenn es einen Sieger gibt". Anne Applebaum zum Gaza-Krieg

... the trouble with all of these peace efforts, peace conferences, peace initiatives and peace proposals is that none of them recognizes the most obvious fact about the Israeli- Palestinian conflict: It's not a peace process; it's a war.

At the moment, at least, both parties are still convinced that their central aims will be better obtained through weapons and military tactics than through negotiations of any kind. (...)

It's no outsider's "fault" that the fighting continues, and pretending otherwise merely obscures the real issues. Diplomats might be able to slow its progress, but this war won't be over until someone has won.


(... diese Friedensbemühungen, Friedenskonferenzen, Friedens- Initiativen und Friedenspläne leiden alle unter demselben Mangel: Es wird nicht das zur Kenntnis genommen, was beim israelisch- palästinensischen Konflikt das offensichtlichste Faktum ist: Es findet ein Krieg statt.

Zumindest im Augenblick sind beide Seiten noch davon überzeugt, daß sie ihre zentralen Ziele mit Waffen und militärischer Taktik besser erreichen können als mit Verhandlungen irgendeiner Art. (...)

Kein Außenstehender ist "schuld" daran, daß das Kämpfen weitergeht, und Behauptungen des Gegenteils verschleiern nur das, worum es wirklich geht. Diplomaten könnten seinen Fortgang vielleicht verlangsamen, aber dieser Krieg wird erst vorüber sein, wenn es einen Sieger gibt.)

Anne Applebaum gestern unter der Überschrift "It's a war process" (Es ist ein Kriegsprozeß) in der Washington Post.

Kommentar: Wer meine gestrige Meckerecke mit Zustimmung gelesen hat, der wird wahrscheinlich auch Anne Applebaums Kommentar zustimmen.

Sie schlägt in dieselbe Kerbe - die Friedensappelle, die hektische Reise- Diplomatie dienen egoistischen Zwecken der "Vermittler" und nicht einem Frieden. Aber sie geht erheblich weiter: Sie hält einen Frieden überhaupt nicht für möglich, solange es keinen Sieger gibt.

Vielleicht hat sie Recht. Aber wie sollte ein Sieg aussehen, wer sollte der Sieger sein? Israel wird nicht zu besiegen sein; zum Glück nicht. Aber ich sehe auch nicht, wie es siegen könnte. Wenn denn "siegen" im herkömmlichen Sinn gemeint ist - den Verlierer entwaffnen, sein Land besetzen, ihm den eigenen politischen Willen aufzwingen. Wie sollte das gehen?



Siegen wird Israel nur in dem Sinn können, daß sich bei seinen arabischen Nachbarn und im Iran die gemäßigten Kräfte durchsetzen.

Terroristen sind immer davon abhängig, daß sie Finanziers, Waffenlieferanten, diplomatische Unterstützer haben. Der PLO ist in den neunziger Jahren die Unterstützung durch die UdSSR weggebrochen; das war - Anne Applebaum weist darauf hin - eine der Haupt- Ursachen dafür, daß sie ihr Ziel, Israel zu vernichten, als nicht mehr realisierbar ansah und dem Friedens- Prozeß von Oslo zustimmte.

Der Hydra sind freilich neue Köpfe gewachsen; in Gestalt der Hisbollah und der Hamas. Beide sind in jeder Hinsicht - finanziell, militärisch, diplomatisch - vom Iran abhängig.

Der Terrorismus gegen Israel basiert heute fast nur noch auf der Unterstützung durch den Iran. Ägypten und Jordanien haben ihren Frieden mit Israel gemacht. Der demokratische Irak wird früher oder später folgen. Selbst Syrien scheint zu einem dauerhaften Frieden bereit zu sein.

Der Sieg Israels, von dem Anne Applebaum schreibt, wird daran gebunden sein, daß im Iran das Regime der Mullahs so stürzt wie im Irak das Saddam Husseins. Wie das geschehen wird, kann man nicht prognostizieren; aber es wird irgendwann geschehen, so wie jede Diktatur stürzt.

Bis dahin werden die Hamas und die Hisbollah weitermachen; so, wie die PLO mit dem Terrorismus weitergemacht hätte, wenn ihr nicht die sowjetische Unterstützung abhanden gekommen wäre. Solange die Mullahs in Teheran regieren, wird das weitergehen, was Anne Applebaum den "Kriegsprozeß" nennt.



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