11. März 2009

Marginalie: Anmerkungen zum Schulmassaker in Winnenden

Die Muster gleichen sich so sehr, daß diese Art von Verbrechen einen eigenen Namen bekommen hat: "School Shooting".

Der Täter ist ein Schüler, oft ein ehemaliger Schüler der betreffenden Schule. Er war unauffällig; wird als gehemmt und kontaktscheu beschrieben.

Ein Mensch, der als Reaktion auf Frustrationen, die er erlebt hat, Aggressionen entwickelt, die er aber lange Zeit in sich hineinfrißt. Einer, der sich als Verlierer sieht und dessen Denken zunehmend von Rachegedanken beherrscht wird.

Der Tat gehen, wie die Rekonstruktion ergibt, meist längere Vorbereitungen voraus. Der Täter plant alles im Detail, geht die Einzelheiten in seiner Phantasie durch. Manchmal macht er auch Andeutungen über sein Vorhaben oder macht es gar im Internet bekannt.

Wenn es dann zur Tat kommt, hat sie alle Merkmale eines psychischen Ausnahmezustands. Der Täter handelt wie im Rausch. Er tötet meist wahllos. In einem Teil der Fälle endet diese einem Amoklauf ähnelnde letzte Phase mit dem Selbstmord des Täters, oder er wird von der Polizei erschossen.



Spätestens seit Michael Moores Agitationsfilm Bowling for Columbine, der das Schulmassaker von Littleton mit den amerikanischen Gesetzen zum Waffenbesitz in Verbindung brachte, wird nach jedem "School Shooting" unweigerlich der Ruf nach einer Verschärfung der Waffengesetze laut.

Nach dem Massaker von Erfurt 2002 zum Beispiel wurde sofort eine Verschärfung des deutschen Waffenrechts angekündigt. Nicht anders verlief die Diskussion nach dem Massaker von Emsdetten im Jahr 2006; ich habe diesen Gesetzgebungs- Reflex damals kommentiert; siehe auch den Kommentar zum Amoklauf in Virginia im darauffolgenden Jahr.

Auch jetzt wird es aller Wahrscheinlichkeit nach wieder eine Diskussion über das Waffenrecht geben.

Ob aber überhaupt eine Verschärfung des Waffenrechts Taten wie die heutige verhindern oder auch nur ihre Häufigkeit senken kann, ist ganz unklar.

Von den 18 Schulmassakern, die die Wikipedia in der Rubrik "Worldwide" (d.h. außerhalb der USA und von Canada) auflistet, fanden vier (Erfurt, Coburg, Emsdetten, Winnenden) in Deutschland statt, das eines der strengsten Waffengesetze der Welt hat, fünf im gesamten Rest Europas.



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