5. Januar 2010

Weiße Schüler sind in den Naturwissenschaften besser als schwarze? Dann weg mit den Naturwissenschaften! Gleichmacherei in der Berkeley High School

Als ich es im gestrigen American Thinker las, habe ich es nicht glauben wollen. Die Artikel dort übertreiben oft, sind nicht selten einseitig und polemisch; auch in der Sache wenig zuverlässig.

Also bin ich zu der Quelle gegangen, auf die sich der Autor des American Thinker, dessen Chefredakteur Thomas Lifson, bezieht. Eine politisch unverdächtige Quelle, nämlich das Lokalblatt von Oakland, Californien, wo sich die Unversität Berkeley befindet: der East Bay Express. Dort stand es tatsächlich so, wie Lifson es geschildert hatte.

Immer noch skeptisch, habe ich dann die WebSite der Berkeley High School aufgesucht und habe mich davon überzeugt: Lifson hat Recht; der East Bay Express hat Recht. Auch weitere Lokalzeitungen haben sich des Falls angenommen; so der San Francisco Examiner und der Berkeley Daily Planet.

Worum geht es?

An der Berkeley High School schneiden die schwarzen und die Latino- Schüler generell, aber besonders in den Naturwissenschaften schlechter ab als die weißen Schüler. Was kann man dagegen tun? Eric Klein im East Bay Express:
Berkeley High School is considering a controversial proposal to eliminate science labs and the five science teachers who teach them to free up more resources to help struggling students.

The proposal to put the science-lab cuts on the table was approved recently by Berkeley High's School Governance Council, a body of teachers, parents, and students who oversee a plan to change the structure of the high school to address Berkeley's dismal racial achievement gap, where white students are doing far better than the state average while black and Latino students are doing worse.

Paul Gibson, an alternate parent representative on the School Governance Council, said that information presented at council meetings suggests that the science labs were largely classes for white students.

Die Berkeley High School erwägt einen kontroversen Vorschlag, nämlich die naturwissenschaftlichen Experimentalkurse abzuschaffen und fünf Lehrer der Naturwissenschaften, die sie betreuen, zu entlassen. Dadurch sollen Mittel freigemacht werden, um Schülern, die Schwierigkeiten haben, zu helfen.

Der Vorschlag, Kürzungen bei den naturwissenschaftlichen Experimentalkursen auf den Tisch zu legen, wurde kürzlich vom Verwaltungsrat der Berkeley High School gebilligt, einer Körperschaft aus Lehrern, Eltern und Schülern. Sie hat die Zuständigkeit für einen Plan, die Struktur der High School zu ändern, um Berkeleys bedrückenden Abstand zwischen den Leistungen der Rassen anzugehen. Die weißen Schüler erbringen weit bessere Leistungen als im Durchschnitt des Staats, während die schwarzen und die Latino- Schüler schlechter sind.

Paul Gibson, stellvertretender Elternvertreter im Verwaltungsrat der Schule, sagte, daß nach den Informationen, die dem Verwaltungsrat zur Verfügung gestellt wurden, die naturwissenschaftlichen Experimentalkurse hauptsächlich von weißen Schülern besucht würden.
Thomas Lifson merkt zu Recht an, daß in dem Bericht von den Schülern asiatischer Herkunft überhaupt nicht die Rede ist; obwohl in der Stadt Berkeley mehr Bürger asiatischer Herkunft als Schwarze oder Latinos wohnen. Die Schüler asiatischer Herkunft werden offenbar als "Weiße" geführt.

Kein Wunder: Sie brauchen nicht nur keine Förderung, sondern sie sind oft besser als die weißen Schüler. Die Mehrheit der Undergraduates (Bachelor- Studenten) an der University of California at Berkeley (UCB) sind asiatischer Herkunft; unter den Science Majors, den Master- Studenten mit naturwissenschaftlichen Fächern, stellen die Asians eine überwältigende Mehrheit. Das wurde möglich, als die UCB Rassenquoten für die Zulassung von Studenten abschaffte.

Zu Recht werden die Asians nicht diskriminiert. Wenn sie im Schnitt besser sind als die weißen Studenten, dann kommen sie eben besser voran. So ist das in einer freien Gesellschaft, in der nicht nach Rasse unterschieden wird, sondern in der allein die persönliche Leistung zählt.

Nur in Bezug auf schwarze Schüler, in Bezug auf Latinos gilt das nicht; jedenfalls nicht an der Berkeley High School. Dort soll den guten, den überwiegend weißen und asiatischen Schülern in den Naturwissenschaften anspruchsvoller Unterricht vorenthalten werden, damit die schlechten, die überwiegend schwarzen und lateinamerikanischen Schüler, besser gefördert werden können.



Zu der vor der Tür stehenden Umstrukturierung der Berkeley High School gibt es einen Wust von Papieren und Stellungnahmen. Sie finden sie zum einen auf der WebSite der PTSA, der Schulpflegschaft. Zum anderen stellt die Schule dazu zahlreiche PDF-Dokumente ins Netz, von denen dieses das aktuellste und umfassendste ist: Der Aktionsplan vom 3. Dezember 2009.

Das Schlüsselwort dort ist "equity", was Gerechtigkeit bedeutet, aber inzwischen oft mit "equality" gleichgesetzt wird, also Gleichheit. LEO zum Beispiel nennt beide Bedeutungen von "equity".

Was der Aktionsplan bewirken soll, das ist ein Schließen des "equity/achievement gap"; des Abstands zwischen Gleichheit und Leistung. Mit anderen Worten: Die Schüler werden gleich behandelt, aber die Leistungen der Schwarzen und Latinos sind dennoch schlechter als diejenigen der Weißen und Asiaten. Also muß man für die Schwarzen und Latinos mehr tun und für die Weißen und Asiaten weniger.

Das sehen die Autoren als "equity" an. Wenn man es mit "Gleichheit" übersetzt, dann ist das nachvollziehbar. Man muß eben die Besseren so lange vernachlässigen und die Schlechteren so lange fördern, bis alle dieselben (mittelmäßigen) Leistungen erreichen. Von der Meritokratie, als die sich die USA einmal verstanden, also hin zur - so könnte man es nennen - Mediocrokratie, der Herrschaft des Mittelmaßes.

Übersetzt man freilich "equity" mit "Gerechtigkeit", dann ist offensichtlich, daß hier schreiendes Unrecht geschieht. Die Schüler werden nicht nach ihren Fähigkeiten und ihrer Leistungsbereitschaft gefördert; sondern gute Fähigkeiten und hohe Leistungsbereitschaft werden bestraft, indem das Lehrangebot für diese Schüler gekürzt wird.



In dem Aktionsplan wird diskutiert, was "equity" sei. Unter anderem werden die folgenden Definitionen angeboten:
  • All black and brown students are ready and have the capacity, resources to go to college when they graduate.

  • Providing different resources and a variety of supports to help students achieve the same academic expectations.

  • Every students, particularly those underserved in the current system including African American, Latino, English learners, low income students, and students with disabilities have access to rigorous, culturally- relevant curriculum that empowers them to be active participants in creating a more just society AND have any support they need to access and excel in curriculum.

  • "From each according to his (or her) ability, to each according to his (or her) need"
    Karl Marx

  • Alle schwarzen und braunen Schüler sind in der Lage und haben die Fähigkeit und die Ressourcen, um nach dem Schulabschluß auf ein College zu gehen.

  • Bereitstellung verschiedener Ressourcen und einer Vielfalt von Unterstützungen, um den Schülern zu helfen, alle dieselben schulischen Erwartungen zu erfüllen.

  • Alle Schüler, vor allem diejenigen, die im jetzigen System benachteiligt sind, also Afro- Amerikaner, Latinos, diejenigen, die Englisch lernen, Schüler aus einkommensschwachen Familien und Schüler mit Behinderungen haben Zugang zu einem gründlichen, kulturell relevanten Curriculum, das ihnen die Kraft gibt, aktiv an der Schaffung einer gerechteren Gesellschaft mitzuwirKen UND jede Unterstützung zu erhalten, die sie benötigen, um im Curriculum Zugang zu haben und ausgezeichnete Leistungen zu erbringen.

  • "Jede(r) nach seinen/ihren Fähigkeiten, jedem/jeder nach seinen/ihren Bedürfnissen.
    Karl Marx

  • Da haben wir's. Vulgärmarxismus. Ein falsch verstandener Marx, der ja mit diesem Satz (er sollte den Kommunismus als die Stufe nach dem Sozialismus kennzeichnen; das neue Paradies also) gerade die unterschiedlichen Fähigkeiten anerkannte.

    Nicht einmal die DDR ist in der Gleichmacherei so weit gegangen, es als ein Ziel zu formulieren, daß alle Schüler "dieselben schulischen Erwartungen erfüllen", daß gar alle zur Universitätsreife gebracht werden sollten.

    Im Gegenteil: Gerade die Kommunisten waren sich der unterschiedlichen Begabungen von Schülern sehr wohl bewußt; sie richteten sogar Spezialschulen für mathematisch- naturwissenschaftlich hochbegabte Schüler sowie Spezialklassen ein, die an den Universitäten angesiedelt waren, so daß hochbegabte Schüler schon vor dem Abitur mit der Forschung in Berührung kamen.

    Im real existierenden Sozialismus wußte man, daß man nicht allen Schülern die gleichen Leistungen abverlangen kann. An der Berkeley High School weiß man das nicht. Dort betreibt man unter dem Banner der "equity" als Gerechtigkeit eine "equity" als Gleichmacherei, die alles übertrifft, was im Sozialismus jemals versucht wurde.



    © Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Die Berkeley High School. Vom Autor coro unter Creative Commons Attribution ShareAlike 3.0 License freigegeben.