31. Juli 2010

Zitat des Tages: Der Eid, den man bei der Einbürgerung in die USA ablegen muß

I hereby declare, on oath, that I absolutely and entirely renounce and abjure all allegiance and fidelity to any foreign prince, potentate, state, or sovereignty of whom or which I have heretofore been a subject or citizen;

that I will support and defend the Constitution and laws of the United States of America against all enemies, foreign and domestic;

that I will bear true faith and allegiance to the same;

that I will bear arms on behalf of the United States when required by the law;

that I will perform noncombatant service in the Armed Forces of the United States when required by the law;

that I will perform work of national importance under civilian direction when required by the law;

and that I take this obligation freely without any mental reservation or purpose of evasion; so help me God.


(Ich erkläre hiermit und beeide es, daß ich absolut und vollständig jede Loyalität und Treuepflicht gegenüber jedem ausländischen Herrscher, Potentaten, Staat oder einer ausländischen Herrschaft aufkündige und aufgebe, deren Untertan oder Bürger ich bisher gewesen bin;

daß ich für die Verfassung und die Gesetze der Vereinigten Staaten von Amerika aktiv eintreten und sie gegen alle Feinde im In- und Ausland verteidigen werde;

daß ich ihnen wahrhaftige Treue und Loyalität entgegenbringen werde;

daß ich für die Vereinigten Staaten Waffen tragen werde, wenn dies vom Gesetz verlangt wird;

daß ich unbewaffneten Dienst in den Streitkräften der Vereinigten Staaten leisten werde, wenn dies vom Gesetz verlangt wird;

daß ich Dienst von nationaler Wichtigkeit unter ziviler Verwaltung verrichten werde, wenn dies vom Gesetz verlangt wird;

und daß ich diese Verpflichtung frei und ohne jeden Vorbehalt oder eine beabsichtigte Ausflucht eingehe; so wahr mir Gott helfe.)

Wortlaut des Eides, den amerikanische Neubürger bei der Einbürgerung leisten müssen, nachzulesen in einem bedenkenswerten Artikel von George Friedman zur Frage von Einbürgerung und Nationalität.


Kommentar: Wir haben uns in Deutschland angewöhnt, von Menschen, die durch Einbürgerung Deutsche wurden, nicht als Deutschen zu sprechen. Wir sagen, sie "haben einen deutschen Paß", sie "haben die deutsche Staatsbürgerschaft erworben" und dergleichen. Wir nennen selten schlicht das beim Namen, was der Fall ist: Sie sind jetzt Deutsche.

In dem klassischen Einwanderungsland USA ist das anders. Wer das citizenship erwirbt, die US-amerikanische Staatsbürgerschaft, der gilt fortan als Amerikaner. Er ist dann ebenso ein Amerikaner wie sein Nachbar, der seinen Stammbaum vielleicht bis zu den Pilgervätern zurückverfolgen kann. Es gibt keine Amerikaner erster und zweiter Klasse, je nach dem Zeitpunkt der Einwanderung.

Aber es gibt eben auch keinen Unterschied in den Pflichten. Wer Amerikaner wird, der beeidet, daß seine Loyalität künftig den Vereinigten Staaten von Nordamerika gehört, und nur dieser Nation.

George Friedman weist darauf hin, daß dieses Prinzip in den USA inzwischen dadurch aufgeweicht wird, daß doppelte Staatsbürgerschaft aufgrund eines Urteils des Obersten Gerichts erlaubt ist. Friedman - selbst im Alter von 17 Jahren eingebürgert - sieht das als höchst problematisch an:
The rise of multiple citizenship undoubtedly provides freedom. But as is frequently the case, the freedom raises the question of what an individual is committed to beyond himself. In blurring the lines between nations, it does not seem that it has reduced conflict. Quite the contrary, it raises the question of where the true loyalties of citizens lie, something unhealthy for the citizen and the nation-state.

In the United States, it is difficult to reconcile the oath of citizenship with the Supreme Court’s ruling affirming the right of dual citizenship. That ambiguity over time could give rise to serious problems. This is not just an American problem, although it might be more intense and noticeable here. It is a more general question, namely, what does it mean to be a citizen?

Die Zunahme von Mehrfach-Staatsbürgerschaften schafft zweifellos Freiheit. Aber wie so oft wirft die Freiheit die Frage auf, worauf ein Individuum über die eigene Person hinaus verpflichtet ist. Die Mehrfach-Staatsbürgerschaft verwischt die Grenzen zwischen Nationen, aber es sieht nicht so aus, als würde das Konflikte verringern. Ganz im Gegenteil wirft dies die Frage auf, wo denn die wahren Loyalitäten von Bürgern liegen; etwas, das nicht gesund für den Bürger ist, und auch nicht für die Nation, den Staat.

In den Vereinigten Staaten läßt sich der Einbürgerungseid nur schwer mit der Rechtsprechung des Obersten Gerichts vereinbaren, welche das Recht auf doppelte Staatsbürgerschaft beinhaltet. Diese Unklarheit könnte im Lauf der Zeit zu erheblichen Problemen führen. Dies ist nicht nur ein amerikanisches Problem, obwohl es hier intensiver und sichtbarer ist. Es ist eine allgemeinere Frage, nämlich: Was bedeutet es, ein Bürger zu sein?
In der Tat: Nicht nur ein amerikanisches Problem. Es wird Zeit, daß dieses Problem der Loyalität der Bürger zu ihrem Staat - und gerade der Neubürger zu dem Staat, für den sie sich als dem ihrigen entschieden haben - auch in Deutschland diskutiert wird. Intensiv und in aller Breite.



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