15. März 2011

Zitat des Tages: Dramatischer Rückgang der Radioaktivität im KKW Fukushima Daiichi

The Japanese authorities have informed the IAEA that the following radiation dose rates have been observed on site at the main gate of the Fukushima Daiichi Nuclear Power Plant.

At 00:00 UTC on 15 March a dose rate of 11.9 millisieverts (mSv) per hour was observed. Six hours later, at 06:00 UTC on 15 March a dose rate of 0.6 millisieverts (mSv) per hour was observed.

These observations indicate that the level of radioactivity has been decreasing at the site.


(Die japanischen Behörden haben die IAEA davon in Kenntnis gesetzt, daß am Haupteingang des Kernkraftwerks Fukushima Daiichi die folgenden Strahlendosen gemessen wurden:

Um 0.00 Uhr UTC wurde eine Dosis/Zeiteinheit von 11,9 Millisievert pro Stunde gemessen. Sechs Stunden später, am 15. März um 6.00 Uhr UTC, wurde eine Dosis/Zeiteinheit von 0,6 Millisievert (mSv) pro Stunde gemessen.

Diese Messungen zeigen, daß an dieser Meßstelle das Niveau der Radioaktivität zurückgegangen ist.)

Die IAEA (Internationale Atomenergie-Organisation) heute um 12.25 Uhr MEZ.


Kommentar: Die UTC (Coordinated Universal Time) ist die MEZ minus einer Stunde. (UTC ist für die meisten Zwecke identisch mit GMT; für die feinen Unterschiede siehe hier und hier).

Sievert ist die Maßeinheit für Strahlendosen, wobei in der Regel die sogenannte Äquivalenzdosis verwendet wird, die berücksichtigt, daß die unterschiedlichen Strahlungsarten unterschiedlich stark biologisch wirksam sind (siehe Welche Formen ionisierender Strahlung können in Fukushima aus den Reaktoren austreten? Wie gefährlich sind sie? ; ZR vom 13. 11. 2011).

In dem Text ist von "radiation dose rates" die Rede. Das ist die Strahlenbelastung pro Zeiteinheit, hier gemessen in Millisievert (gleich Tausendstel Sievert) pro Stunde.

Dieser Wert also ist an der Hauptmeßstation am Eingang des KKW zwischen heute Nacht um 1.00 Uhr MEZ und heute Morgen um 7.00 MEZ drastisch gefallen, nämlich auf rund ein Zwanzigstel.

Haben Sie das in den Internetportalen der großen deutschen Zeitungen gelesen? Hat die ARD, das ZDF oder hat Phoenix diese Meldung gebracht, die ein entscheidendes Indiz für die Beurteilung ist, ob es zu einer Katastrophe kommen könnte? Das ist keine rhetorische Frage, denn ich habe diese Programme heute nicht verfolgt und kann nicht alles lesen, was "Spiegel-Online" und Ähnliche bringen. Aber ich habe Zweifel.

In der Meldung der IAEA heißt es weiter:
As reported earlier, a 400 millisieverts (mSv) per hour radiation dose observed at Fukushima Daiichi occurred between units 3 and 4. This is a high dose-level value, but it is a local value at a single location and at a certain point in time. The IAEA continues to confirm the evolution and value of this dose rate. It should be noted that because of this detected value, non-indispensible staff was evacuated from the plant, in line with the Emergency Response Plan, and that the population around the plant is already evacuated.

Wie bereits gemeldet, fand sich die Strahlungsdosis von 400 Millisievert (mSv) pro Stunde, die in Fukushima Daiichi gemessen worden war, zwischen den Blöcken 3 und 4. Dies ist eine hohe Dosierung, aber es handelt sich um einen lokalen Meßwert an einem einzigen Ort und zu einem bestimmten Zeitpunkt. Die IAEA wird weiter die die Entwicklung und die Höhe dieser Dosis dokumentieren. Es ist darauf hinzuweisen, daß wegen dieses entdeckten Wertes alle nicht unbedingt benötigten Mitarbeiter gemäß dem Notfallplan von dem Kraftwerk abgezogen wurden und daß die Bevölkerung in der Nähe des Kraftwerks bereits evakuiert ist.
Wenn der am Eingang des KKW gemessene Wert sich innerhalb von sechs Stunden auf ein Zwanzigstel verringert hat, dann ist es wahrscheinlich, daß das auch für diesen örtlichen Meßwert gilt.

Diese Meldung deutet folglich mit großer Wahrscheinlichkeit darauf hin, daß es - wie schon in der Aktualisierung zu meinem vorausgehenden Artikel vermutet - nicht zu einer Beschädigung des Containers von Block 2 gekommen ist, die den Austritt größerer Mengen von radioaktiven Substanzen ermöglichen würde. Der Brand in Block vier hat offenbar zu einer vorübergehend erhöhten Strahlenbelastung geführt, die wieder zurückging, nachdem der Brand gelöscht war.

Es besteht nicht nur kein Grund zur Panik. Sondern die momentane Nachrichtenlage macht es wahrscheinlich, daß die größten Gefahren jetzt vorbei sind.

Denn die Reaktoren sind ja in der Phase der Nachzerfallswärme, in der keine Spaltprodukte mehr entstehen, sondern lediglich diejenigen noch zerfallen, die bis zur Abschaltung des Reaktors produziert worden waren. Sie erzeugen unmittelbar nach Abschalten noch fünf bis zehn Prozent der Wärme während des Betriebs; danach fällt die Kurve exponentiell ab.

Es ging seit der Abschaltung vor vier Tagen also entscheidend darum, über diese Phase der Nachzerfallswärme hinwegzukommen. Mit jedem Tag, ja mit jeder Stunde, in denen kein schwerer Störfall eintritt, wird es unwahrscheinlicher, daß es noch zu einer Katastrophe kommt.



Eben habe ich in den stündlichen Nachrichten von CNN Jim Clancy gehört. Er sagte sinngemäß: Die Radioaktivität geht inzwischen dramatisch zurück. Aber die Angst ist nun einmal in der Welt.

Ja, sie ist in der Welt, diese irrationale, von vielen Medien geschürte Angst. Kaum irgendwo ist sie so in der Welt wie in Deutschland.

In einem Deutschland, in dem die Atompolitik zum einen der Hebel ist, mit dem die Linke an die Macht gebracht werden soll; in dem zum anderen Menschen leben, deren gelegentlichen Ausbrüche von Irrationalität und zügellosen Emotionen dem Ausland immer wieder unheimlich sind. Jetzt spielt Deutschland wieder einmal Götterdämmerung.
Zettel



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken.