23. März 2012

Friedrich August von Hayek starb heute vor zwanzig Jahren

Heute vor zwanzig Jahren starb Friedrich August von Hayek; einer der großen Denker des Liberalismus. Einen Zugang zu Informationen über ihn bietet die WebSite der Friedrich A. von Hayek Gesellschaft. Dort habe ich das folgende Zitat gefunden:

"Wenn der Mensch in seinem Bestreben, die gesellschaftliche Ordnung besser zu gestalten, nicht mehr Schaden als Nutzen anrichten soll, wird er lernen müssen, daß er auf diesem, wie auf allen anderen Gebieten mit einer tief verflochtenen Organisationsstruktur, keine endgültigen Kenntnisse dessen erlangen kann, was ihm das Beherrschen der Vorgänge erst ermöglichen würde.

Er wird sich deshalb des Wissens bedienen müssen, dessen er fähig ist. Er darf nicht die Ergebnisse formen wollen wie ein Handwerker sein Werk. Vielmehr wird er das Wachstum fördern müssen, indem er für eine angemessene Umgebung sorgt - ganz so, wie der Gärtner dies für seine Pflanzen macht.

Es liegt eine Gefahr in dem überschwenglichen Gefühl einer unaufhörlich wachsenden Macht, die der Fortschritt in den Naturwissenschaften mit sich brachte und die den Menschen verlockt, ... nicht nur unsere natürliche, sondern auch unsere menschliche Umgebung der Herrschaft des menschlichen Willens zu unterwerfen.

Die Erkenntnis von den unüberwindlichen Grenzen seines Wissens sollten den Erforscher der Gesellschaft eigentlich Demut lehren. Diese Demut sollte ihn davor bewahren, Mitschuldiger in dem verhängnisvollen menschlichen Streben nach der Herrschaft über die Gesellschaft zu werden - einem Streben, das ihn nicht nur zum Tyrannen über seine Mitmenschen macht, sondern ihn ebenso zum Zerstörer einer Zivilisation machen kann, die kein Geist erdacht hat, sondern die sich aus den freien Entscheidungen von Millionen von Menschen geformt hat."

("Die Vortäuschung von Wissen", in: Horst Claus Recktenwaldt (Hrsg.): Die Nobelpreisträger der ökonomischen Wissenschaft, 1969-1988, Düsseldorf 1989, Bd. 1, S. 397 f.)



Hayeks Gesellschaftsbild ist der Gegenentwurf zum Marxismus mit allen seinen Ablegern, Nachahmern, von ihm beeinflußten Richtungen, die sich anmaßen, kraft ihrer eigenen besseren Einsicht anderen Menschen zu ihrem Glück verhelfen zu können; sie gegebenfalls zu ihrem Glück zwingen zu dürfen.

Der Kern dieser Haltung ist Arroganz, und zwar eine doppelte Arroganz: Eine Überheblichkeit des Wissens, und eine moralische Überheblichkeit. Man glaubt über Einsichten - in die "Bewegungsgesetze der Geschichte", in die "wahren Bedürfnisse" der Menschen und dergleichen - zu verfügen, die anderen verschlossen sind. Und man meint von sich selbst, auf der Seite des Guten zu stehen; vor allem der "Gerechtigkeit".

So, als wenn es Liberalen nicht um Gerechtigkeit ginge. Noch einmal Hayek:

"Was ist ‘Soziale Gerechtigkeit’? .... Gerechtigkeit ist sehr wichtig, aber sie besteht aus Verhaltensregeln für den einzelnen. Man kann sich gerecht oder ungerecht verhalten (handeln). Aber Dinge wie die Verteilung der Einkommen können durch keine Verhaltensregel für das Individuum gelenkt werden.

Es ist genauso unsinnig, jemanden für die Einkommens­verteilung verantwortlich zu machen wie jemanden für den Gesundheitszustand der Leute oder für ihre Dummheit oder den Mangel an Schönheit verantwortlich zu machen. "

(Interviewfilm "Inside the Hayek-Equation", World Research Inc., San Diego, Cal. 1979, frei übersetzt von Roland Baader; Quelle wie oben)­
Zettel



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