23. November 2012

Zitat des Tages: "Palästina ist bis zum Tag des Jüngsten Gerichts Moslems vorbehalten". Aus der Charta der Hamas. Israel richtet den Blick nach Teheran

Die Islamische Widerstandsbewegung glaubt, daß das Land Palästina ein islamisches Waqf [eine unveränderliches, religiös begründetes Besitztum; Zettel] ist, das bis zum Jüngsten Gericht späteren Generationen von Moslems überantwortet ist.

Weder dieses Land noch ein Teil davon kann geopfert werden; weder es selbst noch ein Teil davon kann aufgegeben werden. Weder ein einzelnes arabisches Land noch alle arabischen Länder, weder ein einzelner König oder Präsident noch alle Könige und Präsidenten, weder eine Organisation noch alle, ob von Palästinensern oder Arabern, haben das Recht dazu.

Palästina ist ein islamisches
Waqf-Land, das Generationen von Moslems bis zum Tag des Jüngsten Gerichts vorbehalten ist. Da das so ist - wer könnte für sich das Recht beanspruchen, für Generationen von Moslems bis zum Jüngsten Gericht zu sprechen?

Dies ist das Gesetz, welches das Land Palästina in der islamischen Scharia regiert, und dasselbe gilt für jedes Land, welches die Moslems mit Gewalt erobert haben. Denn in der Zeit der Eroberungen weihten Moslems diese Länder Moslems, bis zum Tag des Jüngsten Gerichts. (...)

Dieses
Waqf wird bestehen, solange Himmel und Erde bestehen. Jedes Vorgehen in Bezug auf Palästina, welches im Widerspruch zur islamischen Scharia steht, ist null und nichtig.
Artikel 11 der Charta der Islamischen Widerstandsbewegung (Harakat al Mawqawama al Islamiyya, abgekürzt HAMAS) von 1988, dokumentiert innerhalb des Avalon-Projekts der Juristischen Fakultät der Universität Yale. (Meine Übersetzung; das Original finden Sie unten).

Kommentar: Den Link zu diesem Text habe ich der heutigen Kolumne von Charles Krauthammer in der Washington Post entnommen. Die Charta ist unverändert in Kraft; ihr Inhalt wird durch spätere Verlautbarungen der Hamas bekräftigt.

Krauthammer macht darauf aufmerksam, daß Israel, als es vor sieben Jahren die Besetzung des Gazastreifens unilateral beendete, "Land für Frieden" hatte geben wollen. Es gab Land; aber es bekam keinen Frieden.

Seit ihrem Putsch im Gazastreifen im Juni 2007 führt die Hamas Krieg gegen Israel, getreu ihrer Charta von 1988. Dieser Krieg wurde hin und wieder von einem Waffenstillstand - arabisch hudna - unterbrochen. Krauthammer:
But for Hamas a truce — hudna — is simply a tactic for building strength for the next round. It is never meant to be enduring, never meant to offer peace.

Aber für die Hamas ist ein Waffenstillstand - hudna - nichts als eine Taktik, um mehr Stärke für die nächste Runde zu gewinnen. Er ist nie als dauerhaft gedacht, niemals als das Angebot von Frieden gedacht.
Das ist natürlich auch der Regierung Israels klar. Was - außer dem Druck der USA - hat Netanjahu veranlaßt, dem jetzigen truce, der kein Waffenstillstand, sondern nur eine Feuerpause ist, zuzustimmen? In der Washington Post hat das gestern Karin Brulliard analysiert, Chefin von deren Jerusalemer Büro.

Zentral gehe es Israel um den Iran, meint Brulliard. Netanjanu habe im Hinblick auf den Iran jetzt mit den USA und Ägypten kooperiert. Es sei ihm darum gegangen, deutlich zu machen, daß Israel eine verantwortliche, zurückhaltende Politik verfolgt.

Daß der Iran für Israel die entscheidende Rolle spielt, hatte schon Staatspräsident Peres am 19. November gegenüber CNN angedeutet (siehe Krieg in Nahost (5): Schwierige Verhandlungen. Was ist eigentlich mit einer "Waffenruhe" gemeint? Der Iran sitzt mit am Verhandlungstisch; ZR vom 21. 11. 2012).

Karin Bruillard meint, daß auch die jetzige Operation "Pfeiler der Verteidigung" der Vorbereitung einer militärischen Auseinandersetzung mit dem Iran gedient haben könnte. Das Abwehrraketensystem "Eiserne Kuppel" wurde getestet. Die Hamas wurde so geschwächt, daß sie im Fall einer Auseinandersetzung mit dem Iran kaum noch gefährlich werden könnte. Vor allem aber habe Netanjahu durch seine Bereitschaft zu einem Kompromiß international an Statur gewonnen.



Die zitierte Passage im Original:

The Covenant
of the
Islamic Resistance Movement

18 August 1988
(...)

Article Eleven:
The Islamic Resistance Movement believes that the land of Palestine is an Islamic Waqf consecrated for future Moslem generations until Judgement Day. It, or any part of it, should not be squandered: it, or any part of it, should not be given up. Neither a single Arab country nor all Arab countries, neither any king or president, nor all the kings and presidents, neither any organization nor all of them, be they Palestinian or Arab, possess the right to do that. Palestine is an Islamic Waqf land consecrated for Moslem generations until Judgement Day. This being so, who could claim to have the right to represent Moslem generations till Judgement Day?

This is the law governing the land of Palestine in the Islamic Sharia and the same goes for any land the Moslems have conquered by force, because during the times of conquests, the Moslems consecrated these lands to Moslem generations till the Day of Judgement. (...)

This Waqf remains as long as earth and heaven remain. Any procedure in contradiction to Islamic Sharia, where Palestine is concerned, is null and void.
Zettel



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