6. Dezember 2012

Zettels Meckerecke: Was tun gegen die Jugendarbeitslosigkeit? Einfach jedem Jugendlichen Arbeit garantieren. Kein Witz. EU-Wahnwitz

László Andor wuchs im Sozialismus auf; in Ungarn. Er studierte sozialistische Ökonomie an der Karl-Marx-Universität in Budapest (heute Corvinus-Universität) und später auch wissenschaftliche Ökonomie in den USA. Seit fast zwanzig Jahren ist er Herausgeber der Zeitschrift Eszmélet, die - so die Wikipedia - eine "radikale und konsistente Kritik des Kapitalismus" vertritt.

Dieser László Andor ist seit 2009 außerdem EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration.

In dieser Eigenschaft hat er jetzt einen Vorschlag vorgelegt, der so klingt, als sei er verfaßt worden, als die Corvinus-Universität noch die Karl-Marx-Universität war.

Allen Ernstes beinhaltet dieser Vorschlag nämlich dies:
Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union sollen allen Menschen im Alter von weniger als 25 Jahren künftig innerhalb von vier Monaten irgendeine Form von Beschäftigung zusichern. Dazu sollen die Regierungen eine sogenannte Jugendgarantie abgeben, wie aus einem Regelungspaket hervorgeht, das der zuständige Sozialkommissar László Andor an diesem Mittwoch in Brüssel vorstellen will.
Wie sollen sie das machen, die Regierungen? Hm. Die Meldung geht so weiter:
Konkret sieht die Jugendgarantie vor, dass Jugendliche spätestens vier Monate nach Ende ihrer Ausbildung oder nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes eine neue Stelle, einen neuen Ausbildungsplatz oder aber zumindest einen Praktikumsplatz haben. Wie die Staaten die Garantie umsetzen, soll ihnen weitgehend überlassen bleiben.
Die Staaten, denen das überlassen bleiben soll, haben dann ungefähr diese Optionen:

  • Sie könnten erstens einen Arbeitsdienst einrichten, der alle arbeitslosen Jugendlichen aufnimmt. Was sie machen, wäre dann nebensächlich, denn sie würden ja aus Steuergeldern bezahlt. Vielleicht könnten sie Moore trockenlegen oder Akten ordnen.

  • Zweitens können die Regierungen Unternehmen zwangsverpflichten, Jugendliche einzustellen. Damit würden sich dann vermutlich die Verfassungsgerichte des jeweiligen Landes zu befassen haben.

  • Drittens könnten - vermutlich käme das dem Denken des kapitalismuskritischen Kommissars Andor am nächsten - die Regierungen Unternehmen verstaat­lichen und die Jugendlichen, denen Arbeit zu verschaffen sie verpflichtet sind, dort unterbringen.
  • Andere Möglichkeiten sehe ich nicht; aber vielleicht fehlt es mir an kapitalismuskritischer Phantasie.



    Sie finden, ich ginge zu sarkastisch mit diesem doch gewiß gut gemeinten Plan um? Dann lesen Sie, was am Montag der für Wirtschaft zuständige Herausgeber der FAZ, Holger Steltzner, dazu geschrieben hat:
    Endlich hat die Europäische Kommission die Mutter zur Lösung aller Krisen gefunden. Der EU-Sozialkommissar László Andor will künftig Jugendarbeitslosigkeit verbieten. (...)

    Das Entstehen von Arbeitslosigkeit könnte die EU bekämpfen, indem sie Entlassungen verbietet. Um Schieflagen von Unternehmen zu vermeiden, könnte die EU natürlich auch Verluste verbieten. Damit die Steuereinnahmen weiter sprudeln und die Sozialkassen stets gut gefüllt sind, könnte die Kommission den konjunkturellen Abschwung und erst recht die Rezession verbieten.
    Und so fort.

    Daß ein Sozialist den Sozialismus einführen will, kann man ihm ja nicht ankreiden. Wie in aller Welt konnte aber jemand, der derartigen Stuß vorhat, auf den Sessel eines EU-Kommissars geraten?
    Zettel



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