12. Januar 2015

Verkehr 2025 (3)

Die ersten beiden Phasen der Einführung selbstfahrender Autos sind wohl ziemlich sicher so wie beschrieben zu erwarten. Der Zeitablauf ist natürlich offen, aber wenn man von der grundsätzlichen technischen Machbarkeit ausgeht, ist die volle Zulassung kein echtes Thema.
Natürlich werden die Ewig-Gestrigen von Campact oder Greenpeace auch diese technische Neuerung bekämpfen. Aber wie der geschätzte Kollege Llarian so schön sagte:
Wenn es nach den Grünen ginge hätten wir heute ja auch keine PCs am Schreibtisch. So richtig viel Erfolg haben sie damit auch nicht gehabt.

Was unstrittig auch kommen wird, ist begleitend auch die Vernetzung der Fahrzeuge per Funk. Das ist ja heute schon erlaubt und wird von manchen Herstellern verwendet, um Verkehrsinfos oder Nachrichten aus dem Internet zu holen oder bei Unfällen automatisch die Notzentrale zu verständigen.
Die Fahrzeuge können Passagier oder Gepäck also nicht nur von A nach B bringen. Sondern man kann sie von irgendwoher herbeirufen, um in A abgeholt zu werden. Und nach Ankunft in B schickt man sie wieder weg, sich irgendwo anders einzuparken.
Und genau diese Eigenschaft ist entscheidend dafür, daß für sehr viele Menschen das bedarfsgerechte Anmieten eines Fahrzeugs viel attraktiver sein wird als der Besitz eines eigenen Autos. Alle Nachteile von heutigen Car-sharing-Modellen oder Mietwagen fallen weg, aber die Vorteile bleiben.
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Sehr viel spannender ist allerdings die Frage, wie die Fahrzeuge untereinander oder mit Verkehrsleitrechnern kommunizieren. Die technische Machbarkeit ist hier keine Frage. Und es wird auch leicht sein, gemeinsame Standards zu definieren über die auszutauschenden Inhalte.

Aber die inhaltliche Ausgestaltung wird politischen Zündstoff in Menge bieten. Hier entscheidet sich, ob die neue Technik Fluch oder Segen sein wird. Ob sie zu einer freieren Gesellschaft führt oder im Gegenteil zu mehr Kontrolle und Bevormundung.

Wenn bei der Verkehrssteuerung einer Kreuzung die Ampelanlage ergänzt (und später ersetzt) wird durch eine Funkverbindung mit den anfahrenden Autos - dann ist das erst einmal praktisch und kann die Kapazität der Kreuzung deutlich erhöhen. Aber wenn der Verkehrsleitrechner der Stadt dann auch noch anfängt, die Autos zur Vermeidung von Staus auf bestimmte Routen zu schicken, dann wird es spannend. Je nach konkreter Ausgestaltung könnte das eine erhebliche Freiheitseinschränkung bedeuten. Denn eine Verkehrslenkung zur Stauvermeidung wird noch jeder Autofahrer begrüßen. Aber mit dem lenkenden Instrument in der Hand könnten die verantwortlichen Verkehrspolitiker natürlich noch ganz andere Ideen durchsetzen.

Ich persönlich glaube nicht, daß die Gefahr des Mißbrauchs sehr groß ist. Die Erfahrung zeigt, daß Bevormundungspolitik zwar viele lästige Details durchsetzen kann, in Form von Warnungen, Agitprop oder bürokratischen Auflagen. Aber sobald es wirklich um Verbote oder Gebote geht, wird der Widerstand schnell zu stark. Veggie-Tag kann man wehrlosen Schulkindern aufdrücken, aber bei Erwachsenen verliert man damit Wahlen.

Und ähnlich wird wohl auch nicht zu befürchten sein, daß sich die "Sicherheits"-Fanatiker mit der erträumten Kontrolle und Speicherung aller Fahrtdaten durchsetzen werden. Obwohl das natürlich eine große Diskussion geben wird.

Auf jeden Fall wird es diese Diskussionen geben. Und deswegen ist es sinnvoll, sich schon jetzt Gedanken über die möglichen Szenarien zu machen, um schon frühzeitig auf die wichtigen Weichenstellungen vorbereitet zu sein.

Und am Ende wird noch die Abschlußdiskussion stehen: Wenn automatisches Fahren sicher funktioniert - wird manuelles Fahren dann noch erlaubt bleiben?
Denn in einer Verkehrswelt voller selbstfahrender Autos sind verbleibende menschliche Chauffeure nicht nur ein Sicherheitsrisiko. Sie verhindern auch, daß der Gesamtverkehr wesentlich effizienter läuft und damit viel mehr Mobilität ohne Staus möglich wird. Und der Verzicht auf manuelle Fahrer ermöglicht erhebliche Einsparungen bei der Infrastruktur - sämtliche Verkehrsschilder, Wegweise und Ampeln können entfallen.

Und als Gegenargument steht eigentlich nur: Der Spaß am Fahren.
Vielleicht wird es dann spezielle abgesperrte Landstraßen geben, auf denen man einem solchen Hobby noch nachgehen kann. So wie man heute mal ein paar Runden auf dem Nürburgring drehen darf.

Aber spannender wird die Frage sein, wie die gesellschaftlichen Auswirkungen des automatisierten Mobilität sein werden.


Fortsetzung hier.

R.A.

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