6. November 2016

Warum ich Donald Trump viel Erfolg wünsche. Aber nicht daran glaube.

Ich gebe zu, ich bin nicht gerade der größte Fan von Donald Trump. Nicht weil ich ihn unsympathisch finde, sondern eher weil ich meine, dass jemand, der sich auf das mächtigste Amt dieses Planeten bewirbt, besser auf dieses vorbereitet sein sollte. "Make America great again" mag ein schöner Slogan sein (wir erinnern uns ja auch an "I like Ike"), aber die Idee wie und mit welchen Methoden Amerika nun wieder groß werden soll, die fehlen mir so ein bischen.
Vollkommen egal ob er die Mauer zu Mexiko bauen kann, ob er Obamacare auf den Müllhaufen der Geschichte werfen will (wo das Ding wohl hingehört) oder sich besser mit Putin verträgt: Das sind alles keine Konzepte mit der die amerikanische Wirtschaft ihre gravierenden Probleme angehen kann und es ist auch keine Antwort auf die mächtigste aufstrebenede Wirtschaftsmacht dieser Tage: China. Ich glaube zwar nicht wie die deutsche Kampfpresse daran, dass Donald Trump die Verkörperung der Katastrophe ist (diesen Pfeil hat man auch auf George W. Bush abgefeuert und er war am Ende sogar einer der besseren Präsidenten der letzten vielleicht 20 Jahre), sondern eher weil Donald Trump die Ideen fehlen, wie man auf die derzeitige Weltlage am besten reagiert. Gerade angesichts dessen, dass Europa ernste Zerfallserscheinungen zeigt, der ferne Osten derzeit alles andere als friedlich aufgestellt ist, im nahen Osten mit der wichtigste NATO-Alliierte der Amerikaner ein neues Imperium aufmachen möchte und auch noch eine alte Supermacht versucht ihre alte Rolle mit Waffengewalt zurück zu erobern, wäre ein isolationistisches Amerika mit Sicherheit nicht gerade ein wünschenswerter Zustand. Außer vielleicht für die Amerikaner selbst.
Und dennoch wünsche ich Donald Trump alles gute und eine ordentliche Portion Glück für den kommenden Dienstag. Warum ? Nicht zuletzt deshalb, weil seine Gegenkandidatin vermutlich das korrupteste Wesen der westlichen Politikhemisphere ist (vielleicht mal ab von einem gewissen Digitalkomissar, der hier aber nicht das Thema sein soll). Die Frau gehört, und da stimme ich Trump durchaus zu, nicht ins Oval Office sondern in der Knast. Das man kriminell fahrlässig mit dienstlichen Emails umgeht ist eine Sache. Eine kriminell fahrlässige eben. Nur steckt man deswegen niemanden ins Gefängnis. Wenn man aber hingeht und diese Emails bewusst vernichtet, damit die kriminelle Fahrlässigkeit nicht aufgedeckt werden kann, der handelt nicht mehr fahrlässig sondern nur noch kriminell. Man vergleiche das mal mit einem Arbeitnehmer, der Firmeninformationen fahrlässig nach draussen gibt, anschließend versucht das zu vertuschen und sich dann für den Posten des CEO empfiehlt. Grotesk, oder ? Und wäre nicht der schlechteste Präsisdent der letzten 100 Jahre derzeit im Amt, würde wohl auch keine Generalstaatsanwältin (nicht ganz das deutsche Pendant) es sich so offen erlauben können diesen Sachverhalt unter den Teppich zu kehren. Das besonders schlimme ist: Es passt absolut ins Bild, dass Hillary Clinton durch die letzten Monate abgegeben hat. Da wäre die (offenkundige) Schmierenkampagne, da sind die Mails ihres Wahlkampfmanagers und nicht zuletzt auch die Fragen, die ihr vor der Debatte mit Sanders zugespielt wurden (und man darf sich dabei auch fragen, wie viele Fragen im späteren Duell mit Trump ihr zugesteckt wurden, die nicht ihren Weg an die Öffentlichkeit fanden). Es passt alles ins Bild. Wer einmal für sich festgelegt hat, dass der Zweck die Mittel um jeden Preis heiligt, der kennt auch keine Grenzen mehr, außer dem Risiko erwischt zu werden. Meinen Ausschlag am Ende hat die "Geschichte" mit der Vergewaltigung des 13-jährigen Mädchen gegeben, die "zufällig" vor einer Woche dann noch bekannt wurde. Zufällig. Nee, klar. Das war der Punkt, wo es mir endgültig zu viel wurde.
Nicht das Sie mich falsch verstehen, lieber Leser: Ich denke aus europäischer Sicht ist Clinton nicht schlimmer als Trump. Vielleicht sogar besser, denn im Wesentlichen wird es "Business as usual" werden, die Administration Obama geht sozusagen in die dritte Runde. Nur das eben statt schwarzen Minderheiten noch ein bischen mehr "Frauenpolitik" gemacht wird (was auf Europa kaum .Auswirkungen haben dürfte).
Aber ich denke eben nicht nur an Europa, sondern auch an die westlichen Werte der letzten 50 Jahre. Und ich glaube da wird Hillary Clinton eher weiter an dem ohnehin schon wackeligen Stuhl sägen. Mehr Einwanderung (jedenfalls nicht weniger), mehr Rücksicht auf islamische Befindlichkeiten (im Ausland wie im Inland), mehr political correctness und natürlich eine nicht zu unterschätzende Sozialdemokratisierung der USA im schlechtesten Sinn (nämlich zuungunsten der Mittelschicht, nicht der Superreichen, die sie ziemlich gut gefördert haben). Sie wird wie Obama keine Brücken bauen, sondern den Konflikt weiter anheizen. Man sehe sich dazu die beiden Präsidenten Obama ("Die Lichtgestalt") und George W. Bush ("der Cowboy") an. Wer hat mehr für die Spaltung der Amerikaner getan?
Dennoch glaube ich nicht daran, dass Trump ernsthaft gewinnen wird. Bei Nate Silver steht Trump derzeit bei einem guten Drittel. Und bei einem so großen Land wie den USA ist Demoskopie und Statistik deutlich genauer als beispielsweise in McPomm. Clinton hat die Unterstützung des großen Geldes (weit mehr als Trump), die Unterstützung der Medien und auch im Wesentlichen des restlichen Establishments. Es ist bereist ein Achtungserfolg besonderer Qualität, sich überhaupt so stark dagegen behaupten zu können, wie Trump das tut. Und ich frage mich (dann soll auch Ende sein), wie die Show wohl ausgegangen wäre, wenn die Republikaner sich fest hinter Trump gestellt hätten, statt die beleidigte Leberwurst zu spielen.

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Llarian

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