29. Dezember 2013

KKK: Wer ist denn hier der Dino?


Der Dino des Jahres 2013 geht … an den NABU. Klarer Fall. Störrisch am Alten festhaltend, macht sich diese Organisation lächerlich, wenn sie, was der Auslöser dieses Artikels ist, ihrerseits den Prangersticker des überlebten Urzeitfossils nun ausgerechnet dem Bündnis für Einwegverpackungen anheften will. Dem NABU ist die Einwegquote eh schon zu hoch und jetzt gründet die mit Getränken beschäftigte Industrie auch noch einen Interessenverband, um ihr Tun auch politisch verteidigen zu können.  Da schäumt die gelegentlichen Ablasszahlungen nicht abgeneigte Organisation aber: 
Schon der Name "Bund Getränkeverpackungen der Zukunft" deute auf Verbrauchertäuschung hin [denn] Hier geht es um knallharte wirtschaftliche Interessen auf Kosten der Umwelt
Ach ja? Weil die Definition der „Zukunft“ natürlich nur dem NABU und ähnlich gestrickten Organisationen zukommt, darf man die ökologische Gegenrechnung der so Kritisierten  selbstverständlich ignorieren. Da stecken ja schließlich „wirtschaftliche Interessen“ dahinter. Knallharte auch noch. 
Alles klar, es musste ja kommen: Schema F, Figur A im kleinen Einmaleins der Ökoerzieher und Bessermenschen. Aber die Schelte hat natürlich auch noch einen Beschützerhintergrund:
Hinter dem Verband steckten Hersteller und Händler, die ausschließlich auf Einwegverpackungen setzen und damit regionale Abfüller, die meist Mehrwegflaschen anbieten, wirtschaftlich unter massiven Druck setzen.
Na, der hat doch wieder gesessen! Geschickt die Kleinen ins Feld geführt, welche natürlich von den übermächtigen Großen wie Einwegflaschen plattgewalzt werden. Da stimmt das Feindbild doch schon wieder. Und Geld verdienen die da vielleicht auch noch dran. Pro Tonne Plastikschrott gibt es nach NABU-Angaben 250 bis 400 Euro, was ja nun eigentlich darauf hin deutet, dass es sich beim Müll anscheinend um einen wertvollen Rohstoff handelt. Warum die grünen Preisverleiher da noch meckern wird vielleicht erst deutlich, wenn sie auch noch einen „Gewinn“ durch nicht zurückgegebene Flaschen bemängeln. Gewinn machen? Hallo? Ja, wer hat sich denn den ganzen Pfandquatsch einfallen lassen? Das waren doch wohl nicht die Händler! Die eben auch nicht gefragt wurde, ob sie sich lauter kleine Müllpressen in die Läden stellen wollen.
Zum Umsteuern fordert der Nabu eine lenkende Umweltsteuer auf alle Getränkeverpackungen, differenziert nach Klimaschädlichkeit.
Natürlich. Mit der Forderung nach Steuern für alles was einem nicht in den Kram passt, erreicht man selbstverständlich am Schnellsten (auch) das geneigte Ohr der jeweiligen Regentschaft. Da muss die GroKo doch hellhörig werden!
Nur, mal ehrlich, warum soll Mehrweg denn so toll sein? Es bedeutet doch nun mal eindeutig mehr Weg(e) für leeres Verpackungsmaterial. Und die vom Ökoverein präferierte Getränkeverpackung sollte natürlich auch noch ausgerechnet die Glasflasche sein. Also eine nicht gerade leichtgewichtige Umhüllung für das schnell verbrauchte Gut. Diese Flasche, nicht zusammenfaltbar, also leer genauso voluminös wie gefüllt, soll zeitgemäßer sein, als die leichte, platzsparend zusammenknautschbare Einwegverpackung? Warum dieser absurde Tanz um die Flasche?

Ich denke, es ist einfach ein liebgewonnener Fetisch der Umweltbewegung. Und zwar einer aus dem letzten Jahrhundert. Mehrweg ist gut, weil irgendetwas nochmal verwendet werden kann. Punkt. Das ist auch schon alles. Dass großvolumige, schwere Gebinde eben auch zusätzlichen Transportaufwand bei ihren Hin- und Rückreisen bedeuten, kann man da mal locker ausblenden. Es geht ums Prinzip. Wider die „Wegwerfgesellschaft“.

Wäre man konsequent, würde man auch Mehrwegverpackungen für sämtliche sonstigen Verbrauchsmittelverpackungen fordern, aber ich habe noch nie etwas von einer Forderung nach Mehrweg-Joghurtgläsern, -Margarineschüsseln oder -Weichspülerflaschen gehört. Selbst der wohlmeinendste SZ-Journalist würde wohl die Forderung nach mehr Mehrweg nicht mehr goutieren, wenn er sich vorstellte, dass er fortan den kompletten Inhalt seiner „gelben Tonne“ als Mehrwegverpackungen zurück zum Handel tragen sollte. Da würde der Irrsinn dann wohl doch zu deutlich.

Und warum kauft der uneinsichtige Verbraucher seinen Kram denn nun eigentlich so gern in den bösen Einwegverpackungen? Hersteller und Handel folgen ja nur den unausgesprochenen Wünschen ihrer Kunden. Weils eben ökonomisch ist, stupid! Eine Flasche oder Dose ist für den Erwerber  nur notwendiges Beiwerk. Da steckt kein Mehrwert drin. Nach der Entleerung ist das Behältnis nutzlos, also sollte diese Hülle möglichst keinen zusätzlichen Aufwand verursachen. Leicht soll er sein, der Ballast. Nicht zuviel Raum soll er einnehmen, vielleicht wären auch Stoßunempfindlichkeit und Stapelbarkeit schön? 

Er will es so, der Kunde, und er bekommt es. Selbst nachdem er per Dosenpfand dazu gezwungen wurde, seine entleerten Plastikflaschen und Getränkedosen in ursprünglicher Verkaufsgröße zum Handel zurückzubringen (damit sie dann dort zerknautscht werden) kehrte er nicht reumütig zum Glasgebinde zurück. Er mag halt nicht schleppen müssen, der unbelehrbare Homo oeconomicus. Und der Handel auch nicht unbedingt.

Denn halten wir uns doch mal vor Augen, wieviele LKW mit tonnenschwerer „Luft in Gläsern“ sinnlos durch die Gegend fahren müssten, würden alle unsere flüssigen (und vielleicht auch noch pastösen) Einkäufe in stabilen Mehrweggebinden geliefert werden. Wieviel zusätzliche Lagerfläche wäre notwendig um den ganzen Leerkram bis zum Abtransport zu sammeln? 
Nein, ich denke, dass der NABU sich mit seinen ewiggestrigen Vorstellungen von einer Manufactum-Welt eindeutig selbst die Dino-Auszeichnung verdient hat. Denn wenn man seine Linie nicht an der Blütezeit der „guten alten Glasflasche“ verlässt, sondern konsequent weiterdenkt, landet man unweigerlich bei der „losen Ware“, für die der Kunde seine eigene, jeweils passende Befüllmöglichkeit mitbringt. 

Recyclingfähig ist von gestern, für die heutigen Zukunftserklärer schon kein Qualitätskriterium mehr. Eine Verpackung muss, beim deprimierenden Zurück in die Zukunft, schon wiederverwendbar sein. Aus Holz wäre natürlich am Schönsten, aber Glas geht auch noch. Plastik ist per se des Teufels und Metall geht nur, solange es nicht als Blechdose oder Innenauskleidung eines Tetrapaks daherkommt.  

Die Milchkanne, welche meine Oma noch wöchentlich zum Auffüllen an die „Milchrampe“ im Dorf brachte, mag bei dieser Sichtweise ja ein Musterbeispiel an Verpackungsnachhaltigkeit gewesen sein, aber praktisch ist anders. Und hey NABU, auch wenn dir das rituelle Bauchschmerzen bereitet, wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert! Deine nostalgischen Vorlieben werden bei den Biertrinkern ja trotzdem überleben, aber lass‘ es damit dann auch gut sein.
Calimero


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