25. März 2014

Marginalie: Ursula von der Leyen und Private Paula´s Krapfen

Die Bundeswehr hat Schwierigkeiten mit dem Nachwuchs, soll heißen als "attraktiver Arbeitgeber" in Erscheinung zu treten. Insbesondere seit Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht sind die Abbruchquoten derer, die freiwilligen Wehrdienst leisten, stark gestiegen. Daß dies auf eine bei jungen Menschen gesunkene allgemeine Frustrationstoleranz und Bereitschaft zum Hinnehmen von Härten zurückzuführen, oder daß die mangelnde Attraktivität der Truppe gar auf  jahrzehntelangen politisch und medial transportierten Radikalpazifismus zurückzuführen sei, mag man offensichtlich nicht so sehen; das wäre wohl zu naheliegend. Dafür plant  die Bundesministerin der Verteidigung, Ursula von der Leyen, die Zugangsvoraussetzungen zur Bundeswehr zu überprüfen, was heißen soll: herabzusetzen. Hier hat sie im bundesdeutschen Bildungssystem freilich ein gutes Vorbild, wo man bereits seit langem nach der Maxime handelt: kommt ein Schüler nicht mit, dann senke die Standards für alle.
­Ihr Argument dabei lautet, daß "in dem Riesenkonzern Bundeswehr" auch Menschen mit anderen Fähigkeiten als der zu kämpfen gebraucht würden, etwa besondere soziale Kompetenzen, logistische Fähigkeiten oder Experten im IT-Bereich (ob man hier Kim Dotcom assoziieren soll, ließ die Ministerin offen); zumindest titelt Spiegel Online aktuell: Auch Moppel sollen dienen Dürfen.

Das Argument, daß nicht jeder fit zur militärischen Selbstverteidigung sein müsse, ist natürlich nicht ganz falsch, aber es ist eben auch überhaupt nicht ganz richtig. Selbstverständlich müssen Soldaten, auch wenn sie nie für direkte Kampfeinsätze vorgesehen sind, etwa im IT- oder Versorgungsbereich oder auch logistisch tätige Berufssoldaten, grundsätzlich fähig sein, diese Leistungen auch in Auslandseinsätzen zu erbringen.

Es gab beispielsweise während des Auslandseinsatzes in Afghanistan zahlreiche Soldaten, die ihren Dienst ausschließlich im Hauptlager in Kundus verrichtet haben. Gleichwohl sind sie auch dort beschossen worden, abgesehen von den Risiken bei ihrem Transfer vom Flughafen ins Hauptlager. Menschen mit einer Fitneß, die eine mögliche Selbstverteidigung an der Waffe erschwert oder ausschließt, müßten also grundsätzlich und selektiv, eben aufgrund ihres Fitneßzustandes, von Auslandseinsätzen ausgeschlossen werden. Zumindest wenn man hier dem Gebot der Vernunft auch nur einigermaßen folgen wollte.

Wie dies jedoch mit Blick auf Gleichbehandlung, etwa von einem Anti-Diskriminierungsbeauftragten gesehen würde, bliebe abzuwarten. Möglicherweise dürften die solcherart Diskriminierten alsbald auf politisch-medialen Beistand hoffen.

Schließlich sind seit 2001 auch Frauen von der Bundeswehr für Kampfeinsätze zugelassen und vorgesehen. Wenn die männlichen Kollegen dies in Befragungen auch heute noch deutlich kritisch sehen, dann ist dies aus Sicht der Medien einem antiquierten, chauvinistischen Korpsgeist der Männer geschuldet und nicht etwa der Frage, wie eine oder zwei Frauen einen verletzten und möglicherweise bewußtlosen männlichen Kameraden, der in voller Kampfmontur so um die 100 Kilogramm wiegt, unter Beschuß aus einer Gefahrenzone ziehen sollen. Im Zweifel muß man wohl bereit sein, der Gleichbehandlung auch das eine oder andere Soldatenleben zu opfern.

Allein, warum man aus ebenjenem Wunsch nach Gleichbehandlung nicht einfach die Fußballweltmeisterschaften und olympischen Turniere der Frauen und Männer zusammenlegt und sie zukünftig einfach gegeneinander antreten läßt, bleibt dann wohl auch weiterhin ein -wenn auch ziemlich offenes- Geheimnis.

Und so mag man sich denn in dieser Szene aus dem Film Full Metal Jacket von Stanley Kubrick einmal statt des despotischen Gunnery Sergeants Hartman eine  empathische Verteidigungsministerin von der Leyen vorstellen, die jenen Krapfen (oder je nach sprachlicher Provenienz auch Berliner) entdeckt und, unter mütterlich-betroffenem Augenaufschlag, jenem Private Paula über die Wange streicht und ihm -ihn bei beiden Händen nehmend- liebevoll zuraunt:

Guten Appetit.

Andreas Döding


© Andreas Döding. Für Kommentare bitte hier klicken.